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Mein Leben als Film: Wie Filmfan Laurentiu Cabariu, 36, sein zweites Ich entdeckt

The Killer Inside Me“, das wäre der Titel meines Films.

Okay, der ist aus dem Berlinale-Programm geklaut, der Wettbewerbsfilm von Michael Winterbottom heißt so, ich habe keine Ahnung, worum es darin geht. Aber der Name ist gut. Ich bin natürlich kein Killer. Für mich steckt hinter dem Titel eher, dass jeder Mensch verschiedene Masken trägt, eine private, eine für die Arbeit und so weiter. Ich auch. Eigentlich bin ich Buchhalter. Aber ich hasse Zahlen. Ab jetzt will ich Worte! Deshalb habe ich ein Sabbatjahr genommen, bin vor vier Monaten aus meiner Heimat Rumänien nach Berlin gezogen und schreibe jetzt ein Drehbuch.

Der Film meines Lebens würde also in Bukarest und Berlin spielen, unterlegt mit Musik von Massive Attack, die ist schön hintergründig und melancholisch und passt zum Titel des Films. Die erste Einstellung sehe ich schon vor mir: Es wäre ein Morgen, vielleicht ginge gerade die Sonne auf, ein Mann und eine Frau sitzen auf einem Dach in Bukarest und reden. In dieser Stadt sitzt man im Sommer ständig auf Dächern herum, besonders auf dem des Nationaltheaters, wo es eine „Milchbar“ gibt – die allerdings keine Milch mehr serviert, glaube ich. Ob ich die Idee, nach Berlin zu gehen, auf einem Dach hatte? Das weiß ich nicht mehr. Aber im Film meines Lebens würde ich ohnehin viel lügen. Weil die schönsten Geschichten doch immer die an der Grenze zwischen Wahrheit und Schwindel sind. Darstellen würde mich ein Unbekannter, kein Star. Ich wüsste sogar schon jemanden. Mein Leben und ich, gespielt von meinem guten Freund. Schöne Idee.

Aufgezeichnet von Katja Reimann

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