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Kultur: Mein Ohr so taub

ROCK

Ein schepperiges Intro vom Band. Vier schwarze Gestalten wie Scherenschnitte im Blaulicht. Und eine Ladung Lärm. Volle Dröhnung, iggypoppig. Gitarrist Robert Buras fendert, Bassist Frode Jakobsen rickenbackert. Sivert Hoyem gibt den manischen Schreihals mit Glatze. Und hinten hängt ein Trommler dran. Eine Krachnummer in Rot. Und noch eine in Weiß mit nervösem Stroboskopeln. Höllenlautstärke. Twängelgitarre, Quengelgesang. Der Trommler schleppt eine schwere Last, lässt nach und zieht dann wieder an. Der Bass verbasselt schnelle Achtel. Die Rhythmusgruppe kann nicht miteinander. Ist das noch dieselbe Band Madrugada , die uns vor einem Jahr hier in der Columbiahalle verzaubert hat mit samtigen Klängen, mit rauchiger Melancholie und melodiösem Krachen? Irgendetwas ist den Norwegern offenbar nicht bekommen, hat ihnen nicht gut getan. Vielleicht, dass sie zu lange weg waren von zu Hause? Dass Buras zu sehr dem Alkohol frönt? Dass der alte Trommler keine Lust mehr hatte und gegangen ist? Oder zuviel Berlin? Wo sie ihr drittes Album „Grit“ in Kreuzberg eingespielt haben, das gegen die beiden herausragenden Vorgänger „Industrial Silence“ (2000) „The Nightly Disease“ (2001) deutlich abfällt. Vielleicht weil sie jetzt so klingen wollen wie das Berliner Düsterzeug der 80er? Vielleicht wirken sie deswegen so orientierungslos, uninspiriert, ausgelaugt. Aber solange das Publikum nichts merkt und bedingungslos durchjubelt, machen sie weiter. Die Zugabe „Majesty“ ist dann doch noch ganz nett. H.P. Daniels

H.P. Daniels

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