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Kultur: Meinungen über Mexiko

Es blieb im Ungefähren: eine Diskussion mit den Architekten des Berliner Botschaftsneubaus

Die Diskutanten waren sich einig, dass der mexikanische Staat zu wenig für die Entwicklung einer eigenen Architektur unternehme, anders als in Holland, Finnland, Japan, Frankreich oder der Schweiz. Auch sonst gab es auf dem Podium in der Botschaft von Mexiko am Donnerstagabend wenig kontroverse Meinungen. Anlässlich des Staatsbesuches des mexikanischen Präsidenten fanden sich vier Architekten zu einem Gespräch über die Gegenwartsarchitektur ihres Landes zusammen: die beiden Erbauer der Botschaft, Teodoro González de León und Francisco Serrano, sowie zwei jüngere Architekten, Enrique Norten und José Moyao.

Gleich zu Beginn distanzierte sich González de León von der parallel eröffneten, drei Jahre alten Wanderausstellung „Tendenzen in der mexikanischen Architektur“, bestehend aus rund dreißig Farbfotos und einigen Modellen mit monumental-repräsentativen Beispielen aus Politik, Kultur, Bildung, Büro- und Mehrfamilienbau. Zu viele Kuratoren hätten zu viele Architekten ausgewählt, zudem läge der Fokus auf den frühen neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und nicht auf der Gegenwart.

Eine offizielle Architektur gebe es heutzutage nicht. Der Staat sei eher indifferent, nicht mehr paternalistisch-national wie in früheren Jahrzehnten, die Situation für Architekten aber schwierig. Am Beispiel der dicht besiedelten, von Umweltproblemen geplagten Millionenmetropole Mexiko-Stadt machte González de León deutlich, wofür er eintritt: eine „Ordnung der Kontraste“, die aber kein Chaos sei. Stadtplanerische Regeln wie in Berlin seien wenig erfolgreich.

Wie nun aber die von allen gelobte, heutige Architektur der jungen Architekten in Mexiko aussieht, blieb bei der Fachplauderei im Ungefähren. Auch worin die immer wieder angeführten Stereotypen mexikanischer Architektur, die nun abgelöst würden, bestehen, wurde nur angedeutet: der Einsatz der Farben Rosa, Gelb und Violett – womit wohl die Tradition von Barragán bis Legoretta gemeint ist. So ist es wohl kein Zufall, dass die ausgestellten Fotos die Signatur von „Comex“ tragen, einer der größten Farbenfabriken des Landes.

Michael Nungesser

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