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Kultur: Meisterklasse

Der Komponistin Ruth Zechlin zum Achtzigsten

Dass Frauen sich Musik ausdenken, ist selbstverständlich und doch auch wieder nicht. Für Ruth Zechlin gab es glücklicherweise nie Probleme. „Wir hatten ein weitverzweigtes Konzertnetz“, sagte die 1926 im sächsischen Großhartmannsdorf geborene Komponistin einmal, „und es wurde verlangt, dass in jedem Sinfoniekonzert ein zeitgenössisches Werk gespielt werden musste. Ich kann sagen, dass fast alle meine Werke Auftragswerke gewesen sind und dass ich überhaupt keine Schwierigkeiten als Frau hatte.“

Zechlin studierte von 1943 bis 1949 an der Leipziger Musikhochschule. Nach dem Staatsexamen war sie stellvertretende Organistin an der Leipziger Nikolaikirche, bald danach kam sie nach Berlin, wo sie bis 1986 an der Berliner Hochschule die musiktheoretischen Handwerksfächer, Komposition und Cembalo unterrichtete. 1970 wurde sie in die Akademie der Künste der DDR gewählt, später leitete sie eine Meisterklasse für Komposition. Noch nach ihrer Emeritierung 1986 lud sie Studenten zu sich nach Buch zum Kompositionsunterricht ein – das Interieur bayrisch-barock, die hauseigene Orgel gleich nebenan, sie selbst mit den mitgebrachten Partituren auf dem Schoß, lesend und im Takt dazu wippend, niemals dogmatisch. In ihrer Belesenheit, ihrer Toleranz und Aufgeschlossenheit auch der westlich geprägten Musik eines Boulez, Messiaen oder Ligeti gegenüber mögen ihre größten Stärken als Lehrerin gelegen haben. Georg Katzer gehört zu ihren Schülern, ebenso der Berliner Komponist Stephan Winkler.

Über 200 Werke umfasst Zechlins eigenes Œuvre heute, darunter Oratorien wie „Wenn der Wacholder wieder blüht“, politische Werke wie die Lidice-Kantate nach Franz Fühmann, geistliche Kompositionen, sinfonische Großformen oder Kammermusiken. Noch 2005 wurde in Passau ihre Kammeroper „Elissa“ uraufgeführt. Heute wird Ruth Zechlin achtzig Jahre alt.

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