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Mikael Engström Kaspar, Opa und der Monsterhecht. Eine schöne Geschichte von Mikael Engström.

© Peter Schössow

Mikael Engström über Ehrlichkeit: Wer angelt den größten Hecht?

Mikael Engström erzählt eine sensible Geschichte über Mogeln und Bereuen, ein Kinderbuch voller Zuversicht

„Wer braucht schon eine Menge Sachen? Sachen machen sowieso niemanden glücklich“, so tröstet sich Kasper darüber hinweg, dass er das ersehnte Fernglas nicht bekommen kann. Der Siebenjährige lebt bei seinem Großvater in einem kleinen Dorf am schwedischen Siljansee. „Das Einzige, was man braucht, ist eine aufrechte, ehrliche Haltung“, behauptet Großvater, der seinen Lebensunterhalt mit dem Schnitzen von Holzpferdchen verdient. Das einfache, aber zufriedene Leben der beiden ändert sich schlagartig, als die Lokalzeitung einen Angelwettbewerb ausschreibt. Wer den größten Hecht angelt, gewinnt einen Außenborder mit acht PS. Und den kann Großvater gut gebrauchen. Doch dem Großvater will es einfach nicht glücken, die Konkurrenz auszustechen. Als er beim Fischer einen gewaltigen, frisch gefangenen Hecht entdeckt, kann er nicht widerstehen. Großvater kauft den Fisch und hat endlich gute Chancen, den Außenborder doch noch zu gewinnen. Aber Kaspar ist beunruhigt.

Mikael Engström führt uns mitten hinein in den schwedischen Sommer. Man glaubt, die roten Häuser und die Wälder zu sehen, die frisch gebackenen Zimtschnecken zu riechen. Und er erzählt von Ehrlichkeit und Ehre. Ist es erlaubt, ab und zu ein bisschen zu mogeln? Auch den Großvater plagen Gewissensbisse. „Ruhmsucht, Geiz und Gier können zusammen eine fürchterliche Suppe ergeben“, meint er. „Vor allem die Ehre darf nicht mit Gier vermischt werden, das schlägt auf den Magen.“ Und kann man sich schließlich über einen Gewinn freuen, den man nicht mit ehrlichen Mitteln erworben hat?

„Kaspar, Opa und der Monsterhecht“, aus dem Schwedischen übersetzt von Birgitta Kicherer, ist ein schönes Beispiel für eine spannend, heiter und weise erzählte Geschichte, die dem Leser viel Platz für eigene Gedanken und Gefühle lässt. Am Ende des Buches ist vom Sommer nur noch ein kümmerlicher kleiner Rest übrig. Kaspar hat wertvolle Erfahrungen gesammelt. Auch sein Vertrauen in Großvater hat einen kleinen Knacks bekommen. Und wenn schon, jeder macht einmal Fehler. Ein menschliches, herzerwärmendes Buch voller Zuversicht, ein Stück Kinderliteratur.Margit Lesemann

Mikael Engström: Kaspar, Opa und der Monsterhecht. Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer. Mit Bildern von Peter Schössow. dtv Reihe Hanser, München 2015. 192 Seiten. 10,95 Euro. Ab acht Jahren.

Weitere Rezensionen finden Sie auf unserer Themenseite.

Margit Lesemann

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