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Kultur: "Miss Undercover": Der schönste Trampel der Welt

Beim Stichwort Miss-Wahl fällt Berlinern allenfalls Rolf Eden ein, der seit Jahrzehnten unerschütterlich Misses (Missen? Oder gar: Misss?

Beim Stichwort Miss-Wahl fällt Berlinern allenfalls Rolf Eden ein, der seit Jahrzehnten unerschütterlich Misses (Missen? Oder gar: Misss?) küren lässt - im Kontext beliebiger, aber lokal medienwirksamer Ereignisse. In Donald Petries sehr amüsantem, bösartigen Film dagegen ist die Wahl der Miss United States eine Sache von nationaler und politischer Bedeutung: "Ich habe mein Leben lang gegen Feministinnen und Intellektuelle gekämpft", gibt Kathy Morningside (Candice Bergen), die Produzentin des Schaukampfes, zu Protokoll. Ein auf diese Veranstaltung geplantes Attentat, von dem der FBI Wind bekommen hat, ist Anlass genug, die Star-Agentin Gracie Hart (Sandra Bullock) undercover in den Wettbewerb zu schicken.

Pech nur, dass Gracie ein uncharmanter, wenn auch kluger Trampel ist, vollkommen ungeeignet, um Sätze wie "Ich möchte, dass endlich Frieden auf der Welt herrscht" mit Piepsstimmchen und Augenaufschlag überzeugend von sich zu geben. Also muss sie geschult werden, und zwar im Eiltempo. Dafür kommt nur Victor Melling in Frage, ein erprobter Berater in Charme- und Stilfragen. Michael Caine, übernehmen Sie!

"Miss Undercover" ist ein Bravourstück der viel geschmähten US-Filmindustrie. Hin und wieder leistet sie sich den Luxus, Filme zu produzieren, die amerikanische Mythen in Frage stellen. Hollywood ist an der Konstruktion solcher Mythen beteiligt - umso souveräner wirkt es da, wenn der Mainstream ironisch mit ihnen umgeht. Das spricht hier besonders für Sandra Bullock, die den Film selbst produziert hat.

In der Rolle der Gracie Hart entlarvt sie das Miss-Wahl-System als ein Geschäft, an dem viele partizipieren, am wenigsten jedoch die Bewerberinnen selbst. Nebenbei stellt sie ein Schönheitsideal in Frage, dem Frauen mehr denn je anhängen, zumal die plastische Chirurgie auch für mittlere Einkommensgruppen erschwinglich geworden ist. All das wird aufs Vergnüglichste verhandelt. Einmal mehr beweist Sandra Bullock, dass sie an traditionell-attraktiven Frauenrollen nicht interessiert ist. Und wenn sie - nebenbei - die Schönste ist, was kann denn sie dafür?

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