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Kultur: Mit Angriffsfreude

Ist Béla Bartók ein Publikumsliebling? So generell wird man das leider nicht sagen können.

Ist Béla Bartók ein Publikumsliebling? So generell wird man das leider nicht sagen können.Aber wenn das 2.Violinkonzert (1938) von Béla Bartók von einem Violinvirtuosen wie Michael Erxleben im rappelvollen Schauspielhaus mit solch jugendstarkem Atem, solch geigerischer Leidenschaft, gleißender Tonfülle und bewegt-sprechendem Ausdrucksgestus dargeboten wird, dann geht das Publikum spontan mit, und der Applaus nimmt überraschend starke Züge an.

Keine Frage, der Bartók kam an! Allenthalben spürte man dabei deutlich, daß der Erste Konzertmeister des Berliner Sinfonie-Orchesters, sicherlich einer der markantesten Solisten der Berliner Orchester, eben nicht nur fortwährend seinen Beethoven, Brahms und Tschaikowsky hoch- und heruntergeigt, sondern sich auch lebhaft mit Berg, Schostakowitsch oder eben Bartók auseinandersetzt und die humane Botschaft dieser Musik aus dunkler Zeit eindringlich herüberzubringen weiß - deren geheimnisvolle Klangsprache, deren bohrende dramatische Akzente, deren heftigen Ausdrucksstrom.

Erxleben hat dafür in der Tat viel geigerische Flexibilität, virtuose Angriffsfreudigkeit und eine dennoch ganz ruhige, klare deklamatorische Kantabilität parat.Einiges spitzt der BSO-Star im hochmodischen Abendanzug sogar fast schon etwas poppig zu.Nicht minder beeindruckend das sichere Zusammenspiel zwischen Erxleben und dem engagiert musizierenden Berliner Sinfonie-Orchester unter Jac van Steen, dem beim BSO gern gesehenen holländischen Dirigenten mit Gardemaß.Er erwies sich erneut als ein Mann von wacher geistiger Aktivität und distinguierter stilistischer Haltung, der überhaupt mit dem zum Schluß als Höhepunkt präsentierten Bartók und dem zuvor allerdings weniger fordernden Ravel (Valses nobles et sentimentales) und Schubert (Sinfonie Nr.5) ein Programm der nicht ganz alltäglichen Art präsentierte.

ECKART SCHWINGER

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