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Kultur: Mit dem Bild im Bild

Seine Bilder gelten so ziemlich als das Sinnlichste, was je von einem englischen Maler geschaffen wurde.Kein Wunder: Die üppige Farbenpracht der Werke von Howard Hodgkin scheint eher unter der gleißenden Sonne des Südens entstanden als bei dem typisch grauen Nieselwetter in England.

Seine Bilder gelten so ziemlich als das Sinnlichste, was je von einem englischen Maler geschaffen wurde.Kein Wunder: Die üppige Farbenpracht der Werke von Howard Hodgkin scheint eher unter der gleißenden Sonne des Südens entstanden als bei dem typisch grauen Nieselwetter in England.Und so ganz falsch liegt man damit auch nicht, denn Hodgkins künstlerische Wurzeln sind vor allem in Frankreich zu finden, bei Matisse, bei Vuillard und Delaunay.Müßte ein solch mediterranophile Brite nicht auch hierzulande längst große Aufmerksamkeit erregt haben, vor allem, wenn er bereits 66 Jahre alt ist, auf eine Einzelausstellung im Metropolitan Museum of Art in New York zurückblicken kann und von der Queen unlängst sogar in den Adelsstand erhoben wurde?

Tatsächlich wird Howard Hodgkin diese Aufmerksamkeit schon lange zuteil, allerdings vorwiegend in Fachkreisen.Das mag daran liegen, daß seine Bilder so selten zu sehen sind (die jetzige Ausstellung bei Haas & Fuchs zum Beispiel ist sein erster Auftritt in Berlin), und das hat wiederum damit zu tun, daß er zu den Künstlern gehört, die sich den Luxus leisten, oft extrem langsam zu arbeiten.Manchmal braucht er mehrere Jahre für ein einziges Bild - was diesem dann allerdings nicht anzusehen ist: Die großzügig und locker gesetzten Farbstreifen und -flecken wirken, als hätte er sie spontan und ohne lange zu fackeln auf die Malfläche gestrichen.

Wie bewußt und kalkuliert Hodgkin in Wirklichkeit mit der Farbe umgeht, erschließt sich erst, wenn man erfährt, daß die so abstrakt anmutenden Werke oft ganz konkrete Erlebnisse, Bilder und Stimmungen in Malerei übersetzen, die schon lange zurückliegen können.Diese inneren Bilder können die Erinnerung an ein lukullisches Mahl bei seinem Freund David Hockney sein, ein Besuch im Museum, wo er sich in den Anblick eines bestimmten Bildes versenkte, oder auch ein Natureindruck bei besonderen Lichtverhältnissen.Das persönliche Erleben überführt Hodgkin dann bedächtig in eine - überaus kultivierte - Malerei, die eigentlich nur noch eines will: die reine optische Sensation.

Hoffnungslos, den konkreten visuellen Eindruck des Künstlers, der Bildern wie "Early Evening" (1996/97) oder "Ruins" (1995) zugrundeliegt, ausmachen zu wollen.Daß man trotzdem meint, auf etwas ganz Bestimmtes, grundsätzlich Wiedererkennbares zu gucken, liegt an einem Trick.Hodgkin übermalt den echten Gemälderahmen, oder, da er auf diesen oft verzichtet, verleiht der "Darstellung" eine gemalte Umrahmung.Der Bildrahmen, der normalerweise zwischen der realen Welt und der Bildwirklichkeit vermittelt, wird so zu einem Element des Gemäldes.Der Betrachter schaut auf ein Bild, das sich zu einem weiteren Bild öffnet.Wer wollte da nicht an die berühmten Fensterbilder von Robert Delaunay denken, der dieses Prinzip ebenfalls zu nutzen wußte.Schon dieser Franzose baute seine Bilder aus Farbe und Licht.Um wieviel größer jedoch ist das Fest der Farben, das der Engländer feiert - und das bei dem dortigen Nieselwetter.

Galerie Haas & Fuchs, Niebuhrstraße 5, bis 23.Dezember; Dienstag bis Freitag 10-13 Uhr und 15-18 Uhr, Sonnabend 11-14 Uhr.

MARKUS KRAUSE

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