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Kultur: Mit Mut in die Lücke

Arbeiten auf Papier, Design und alte Kunst: Die Cologne Fine Art & Antiques etabliert sich

Kunstmessen erfinden sich immer wieder neu. So auch die gerade mal vor sechs Jahren in Köln gegründete Cologne Fine Art & Antiques (Cofaa) – als Nachfolgerin der Westdeutschen Kunstmesse. Letztere hatte sich im Laufe ihres 35-jährigen Bestehens zu einem behäbigen Schlachtschiff mit Altmeistern, Klassischer Moderne und Kunsthandwerk entwickelt. Die Kunsthistorikerin Ulrike Berendson leitet die Cofaa nun mit einem guten Gespür für Innovationen.

Zentrales Ereignis der aktuellen Ausgabe mit rund 90 Teilnehmern ist das Debüt eines Segments mit Arbeiten auf Papier, wie es die Tefaf in Maastricht schon lange kennt. Die Kojen von 24 Ausstellern offerierten ausschließlich Arbeiten auf Papier von Albrecht Dürer bis Jorinde Voigt in einem eigenen Areal. Das zeitgenössische Angebot der Kunst auf Papier war tendenziell seltener gewagt und wirklich jung.

Vom Münchener Galeristen Fred Jahn, einem Spezialisten für Zeichnungen, stammt die Idee des eigenen Segmentes für Arbeiten auf Papier, weshalb dieser erstmals an der Cologne Fine Art teilnahm. Jahn war zufrieden mit dem Niveau der mitgebrachten Kunst sowie deren Präsentation in den gleich großen Kojen. Für ihn ist das neue Segment wegen der beachtlichen Tradition der Zeichnungssammlungen in Deutschland bedeutsam, selbst wenn Museumskabinette heute stiefmütterlich behandelt würden. Auch spiegele sich in Arbeiten aus Papier die Rezeptionsgeschichte der fürs Rheinland wichtigen Kunst der 70er- und 80er-Jahre, was für die Sammler der Region von Bedeutung sei. In jedem Fall, so Jahn, sei die Zeichnung jeder „Blockbusterkunst der großen Messen vorzuziehen“. Schon wenige Stunden nach der Eröffnung hatte die Münchener Galerie eine Papierarbeit von René Auberjonois von 1989 für 24 000 Euro an eine staatliche Sammlung verkauft.

Klaus Gerrit Friese, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Editionen sowie gemeinsam mit Fred Jahn, Martin Grässler (München), Angelika Arnoldi-Livie (München) im Beirat des neues Segments, gab am ersten Tag aus seiner imposanten Solopräsentation eine der großen Papierarbeiten von Dieter Krieg (o.T., 1976, 19 000 Euro) an einen privaten Sammler in Berlin ab. Auch er sieht die Entwicklung der Messe positiv, weil in verschiedenen Segmenten der Cofaa eine eigene Klientel heranwachsen konnte. Und die beachtliche Sammlerschaft im Hinterland Kölns, im Umkreis von 200 bis 300 Kilometern, beantwortet die Frage, weshalb die Domstadt gleich zwei Kunstmessen pro Jahr stemmen kann. Der Berliner Galerist Aurel Scheibler, Mitglied im Cofaa- Beirat und Stammgast der Art Cologne, hält dennoch an seiner kühne Idee von der Fusion beider Messen fest. Die Meinungen der Kollegen sind dagegen geteilt: Der Düsseldorfer Galerist Schönewald, der am ersten Tag gleich sechs Zeichnungen und Aquarelle von Gerhard Richter verkaufte, zieht spontan den November-Termin vor. Den „Charme einer universellen Messe“ kommentiert Friese derweil diplomatisch, und Fred Jahn meint kurz und bündig: „Wie sexy!“ Uta Reindl

Cologne Fine Arts & Antiques, Messeplatz 1, Köln; bis 20. 11., Sbd. 12 - 20 Uhr, So 12 - 18 Uhr.

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