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Kultur: Mit scharfen Kanten

Das Ensemble Oriol in BerlinVON ECKART SCHWINGERVon den Werken wie Wiedergaben war es neuerlich ein so außergewöhnliches wie gewinnvolles Konzert.Bereits das frühklassische Rahmenprogramm mit der sich in kecken Klangreden förmlich überschlagenden A-Dur-Sinfonie von Michael Haydn und dem "kleinen" A-Dur-Klavierkonzert von Mozart bescherte interpretatorische Kabinettstücke.

Das Ensemble Oriol in BerlinVON ECKART SCHWINGERVon den Werken wie Wiedergaben war es neuerlich ein so außergewöhnliches wie gewinnvolles Konzert.Bereits das frühklassische Rahmenprogramm mit der sich in kecken Klangreden förmlich überschlagenden A-Dur-Sinfonie von Michael Haydn und dem "kleinen" A-Dur-Klavierkonzert von Mozart bescherte interpretatorische Kabinettstücke.Andreas Staier lieferte mit dem Klavierkonzert KV 414 eine blitzsaubere und betont pastellfarbene Darbietung ab, die sich vornehmlich im Piano-pianissimo-Bereich ereignete.Erstaunlich die Anschlagsvariabilität und Ausdrucksnuancierung auf dem Steinway und nicht, wie man eigentlich bei Staier erwartet hatte, auf dem im Programmheft abgebildeten Hammerflügel.Ein denkbar kontrastvoller und herausfordernder Programmpunkt war demgegenüber Arnold Schönbergs "Ode an Napoleon" op.41a aus dem Jahr 1942.Auf Verse Byrons formuliert Schönberg in expressiver Schärfe und Suggestivkraft (wie 1947 im "Überlebenden aus Warschau") seinen Protest gegen die faschistische Tyrannei.Dementsprechend scharfkantig und packend war die Interpretation von Martin A.Bruns (Sprecher), Staier und den Streichern des Ensembles. Interesse weckte auch das Werk für 16 Solostreicher "OHOI" (1966) von Giacinto Scelsi, das zudem als "Les Principes créatifs" betitelt ist.Zu den Mystifikationen, die Scelsi schon zu Lebzeiten umgaben, traten nach seinem Tod noch allerlei Spekulationen, nachdem bekannt wurde, daß viele seiner Stücke auf Improvisationen beruhen, die er auf Tonband spielte und von anderen Komponisten für entsprechende Honorare übertragen ließ.Das in der kleinen Philharmonie präsentierte Werklein wirkte schon insofern ganz unspektakulär, als manche der hierbei verwendeten avancierten Streichertechniken durch die polnische Komponistenschule längst bekannt sind.Der Bogen spannt sich von meditativer Stille bis zu geräuschhafter Verdichtung.Der subtile klangliche Wachstumsprozeß, den Scelsi ansteuert, wurde unter Sebastian Gottschik eloquent und konzentriert modelliert.

ECKART SCHWINGER

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