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Kultur: Mitleiden

Am 11. September wäre er 100 Jahre alt geworden. Bis dahin zitieren wir täglich Theodor W. Adorno

Nicht die Weichheit sondern das Beschränkende am Mitleid macht es fragwürdig, es ist immer zu wenig. Wie die stoische Apathie, an der die bürgerliche Kälte, das Widerspiel des Mitleids, sich schult, dem Allgemeinen, von dem sie sich zurückzog, noch eher die armselige Treue hielt, als die teilnehmende Gemeinheit, die dem All sich adaptierte, so bekannten, die das Mitleid bloßstellten, negativ sich zur Revolution. Die narzisstischen Deformationen des Mitleids, wie die Hochgefühle des Philantropen und das moralische Selbstbewusstsein des Sozialfürsorgers, sind noch die verinnerlichte Bestätigung des Unterschieds von arm und reich.

Aus: Theodor W. Adorno und Max Horkheimer. Dialektik der Aufklärung. Exkurs II: Juliette oder Aufklärung und Moral. In: Theodor W. Adorno, Gesammelte Schriften. Hg. von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno, Susan BuckMorss und Klaus Schultz. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1997. Band 3

WAS ADORNO SAGT (26)

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