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Kultur: Moby

Diese Woche auf Platz 23 mit: „Go – The Very Best Of“

Moby mag mit 41 Jahren noch etwas jung sein für ein Best-of-Album, Material dafür hat er genug. Beginnend mit seinem Trance-Techno-Hit „Go“ bastelte der hagere Wunderknabe in den letzten eineinhalb Jahrzehnten Musik für alle und jeden, für einen James-Bond-Film, für die Olympischen Spiele und Werbespots. Gleichzeitig ergriff er jede Gelegenheit, um Stellung zu nehmen gegen Fleischverzehr, Tierversuche, die Bush- Regierung. Seine straighten House-Mixe eignen sich eher für die Großraumdisco. Moby hat Großes und Banales produziert. Vor seinem Album „Play“, schlau garniert mit Samples von Gospel und Country-Blues, zogen auch Kritiker respektvoll die Kappe.

Nun legt sich erste Patina auf seine Glatze. Richard Melville Hall, wie er bürgerlich heißt, trägt Anzug – natürlich ironisch. Er posiert vor der Skyline von New York und singt, einzige Neuaufnahme, eine Hymne auf seine Stadt. Musikalisch hat das Stück nichts gemein mit den einschlägigen Werken von Frank Sinatra oder Madonna. Es handelt sich um einen eher schmucklosen Electro-Disco- Stampfer, den er mit Debbie Harry singt. In der Beschwörung des Big-Apple-Gefühls aber schließt Moby sich den historischen Vorbildern an. Demnächst zieht er weg aus dem trendigen Stadtteil Nolita – in eine jüngst erworbene Etage am Central Park.

Moby, der Ur-New-Yorker, hat nicht nur am 11. September Geburtstag, sein Ur-Ur-Großonkel war auch jener Herman Melville, der den Roman mit dem Wal schrieb. Der Nachfahre hat den Ozean seiner Sounds gründlich abgefischt. Nun gönnt er sich offenbar eine Schonzeit.

Ralph Geisenhanslüke

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