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Kultur: Mortier: Die Pariser Oper wird eine Arena der Moderne!

Gerard Mortier, scheidender Chef der Salzburger Festspiele und soeben zum Direktor der Pariser Opéra National ab 2004 ernannt, hat am Mittwochabend im Berliner Wissenschaftskolleg mit der Ankündigung überrascht, dass er den Spielplan der Französischen Staatsoper "vier Saisons lang" durch Werke des 20. Jahrhunderts sowie Auftragsproduktionen und Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten bestimmen werde.

Gerard Mortier, scheidender Chef der Salzburger Festspiele und soeben zum Direktor der Pariser Opéra National ab 2004 ernannt, hat am Mittwochabend im Berliner Wissenschaftskolleg mit der Ankündigung überrascht, dass er den Spielplan der Französischen Staatsoper "vier Saisons lang" durch Werke des 20. Jahrhunderts sowie Auftragsproduktionen und Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten bestimmen werde. Als derzeitiger Fellow des Kollegs sprach Mortier über zwei Stunden in freiem Vortrag über das "Verführerische der Oper". Dieses sah Mortier verkörpert im "singenden Menschen", dessen Belcanto bis hin zur Steigerung in der Koloraturarie mehr als jede narrative Handlung den "szenischen Raum" des Musiktheaters eröffne. Die nicht ganz neue Erkenntnis garnierte Mortier mit geistvollen Assoziationen aus Literatur (Manns "Zauberberg"), Karikatur (Hergé) und Film ("Die Marx Brothers in der Oper"). Aber ein Raunen ging durch die randvollen Säle des Kollegs und die internationale Zuhörerschaft erst, als Mortier bei einem Exkurs auf die Pariser Pläne zu sprechen kam ("Sie erwarten ja von mir ein paar provozierende Bemerkungen"). Trotz Mozart, Verdi und Wagner sei die Oper nicht nur die Kunst des 18. / 19. Jahrhunderts. Wenn Mozart die Regieanweisung gebe, "Das Theater verwandelt sich in eine Sonne", dann müsse diese Idee ebenso wie die "Idealität" der Musik in die Gegenwart übersetzt werden, ähnlich den Klassiker-Interpretationen im modernen Schauspiel: "Oper ist eine bürgerliche Kunst, aber keine museale!"

P.v.B.

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