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Kultur: Mozart im Nebel

Wer ihn als Dirigenten der "Last Night of the Proms" auch nur von den Fernsehübertragungen kennt, weiß, daß der Chefdirigent des Londoner BBC Symphony Orchestra ein witziger Musikant ist.Den vermißte man nun im ersten Teil seines Mozart-Janacek-Konzertes im Schauspielhaus mit der Berliner Staatskapelle rundweg.

Wer ihn als Dirigenten der "Last Night of the Proms" auch nur von den Fernsehübertragungen kennt, weiß, daß der Chefdirigent des Londoner BBC Symphony Orchestra ein witziger Musikant ist.Den vermißte man nun im ersten Teil seines Mozart-Janacek-Konzertes im Schauspielhaus mit der Berliner Staatskapelle rundweg.Nach dem enttäuschenden Mozart brachte er immerhin Janaceks leider viel zu selten zu hörende "Glagolitische Messe" mit der Staatskapelle und dem bestens disponierten Staatsopernchor (Eberhard Friedrich) in der dem Werk eigenen, rauhen Pracht heraus.Das herrlich harsche Werk mit den lichtstarken Wirkungen und abrupten Registerwechseln kam in eindringlicher Form zur Geltung.Vor allem kostete Andrew Davis in der altslawischen Festmesse die für Janacek nicht minder bezeichnenden tänzerischen Ausbrüche bis zum Äußersten aus.Davis stachelte Staatskapelle und Staatsopernchor unaufhörlich zu brisantem Jubel an.Im Kyrie wurde das "Amen" geradezu frenetisch herausgestossen.Eine besonders herausfordernde Wirkung besaß gerade zur Zeit des Kosovo-Krieges der zweite Teil des von der scharf aufschreienden Sprachmelodie Janaceks getragenen "Veruju", des Credos, der ein dramatischer Protest gegen das Leiden Christi und damit gegen das Leiden aller Menschen auf dieser Welt ist.Auch die Solisten Carola Höhn, Barbara Bornemann, Kaludi Kaludow und Daniel Borowski legten einen glutvollen Klangstil an den Tag.Nach dem rasanten, zunächst ein wenig gebremst gespielten Orgelsolo (Joachim Dalitz) hatte es nicht zuletzt die furios musizierte Orchester-Intrada in sich.Im Gegensatz dazu war Mozarts C-Dur-Klavierkonzert KV 503 ein glatter Schlag ins Wasser.Das war seitens des Dirigenten wie des Solisten Till Fellner, die beide auch ein Opfer des reichen Nachhalls im Konzerthaus wurden, ein bisweilen allzu nebulöser und zu aufgeblähter Mozart.Der zu flockigem Spiel und reger Rhetorik neigende Wiener Pianist erwies sich besonders im Andante als ein empfindsamer, betont romantisierender Klangpoet mit einem allerdings auch dabei starken Pedalgebrauch, der vieles verwischte.Die Staatskapelle blieb ausgerechnet bei Mozart blaß.

ECKART SCHWINGER

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