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© dpa

Musik: Die Rockoper „Excalibur“ in Berlin

Im Jungbrunnen Hokuspokus: In der Max-Schmeling- Halle nimmt „Excalibur – The Celtic Rock Opera“ mehrmals auf Richard Wagner Bezug.

Das Schöne am Mythos ist, dass man einfach drauflosfabulieren und sich hemmungslos bei anderen Geschichten bedienen darf – kann ja sowieso keiner überprüfen. Wer wüsste das besser als Richard Wagner? In der Max-Schmeling- Halle nimmt „Excalibur – The Celtic Rock Opera“ mehrmals auf den Komponisten Bezug. Da ist der Zauberer, den seine Muse nicht ziehen lässt (Tannhäuser), das Schwert, das im Fels steckt und nur von einem König herausgezogen werden kann (Walküre) und am Ende natürlich der Heil spendende Gral (Parsifal). Das wäre dann allerdings schon alles, was an diesem Abend an eine Oper erinnern könnte. Denn die Bezeichnung ist natürlich bloße Spielerei.

Eigentlich geht es dem französischen Komponisten und Produzenten Alan Simon darum, einer Handvoll Rockveteranen der siebziger und achtziger Jahre eine Plattform für ihre Auftritte zu bieten. Dazu fährt er immerhin zwei Orchester auf – ein Sinfonieorchester aus Bulgarien und eine Rockband – sowie Tänzer, Akrobaten und den Schauspieler Michael Mendl als Zauberer Merlin, dem die Aufgabe zufällt, dem deutschen Publikum die Sage um König Artus und sein Schwert Excalibur nahezubringen.

Mendl meistert die Aufgabe denn auch gut, sein Merlin ist ein vollbärtiger, mal zorniger, mal selbstironischer knorriger Kauz, lebensweise und erfahrungssatt, der mit vor Ehrfurcht raunender Stimme erzählen kann. Doch er steht seltsam isoliert im Programm, das Publikum wartet nur auf den Auftritt der nächsten Rockstars, deren Songs allerdings in einem wackelig konstruierten Zusammenhang mit der Sage stehen. Simon Nicol von Fairport Convention strahlt eine gewisse Grandezza aus, während die meisten anderen Altstars in ihren kurzen Auftritten eher behäbig zu Werk gehen, so Les Holroyd von Barclay James Harvest oder John Helliwell von Supertramp am Saxofon. Johnny Logan als König Artus allerdings ist nur körperlich älter geworden, seine Stimme ist dieselbe wie bei den Grand-Prix-Siegen der achtziger Jahre, und mehrmals reißt er den Abend mit kraftvollen Schreien aus der Lethargie.

Denn grundsätzlich fehlt es der Inszenierung an Tempo und Schwung. Dazu kommt, dass die Halle groß und die Bühne für die meisten Zuschauer zu weit weg ist. Der Laufsteg in Form eines Schwertes wird eher wenig genutzt, so dass vor allem die tänzerischen Leistungen verpuffen. Die Einzelauftritte werden nur addiert, ohne sich aber zu verbinden. Dass eine Oper auch etwas mit Gesamtkunstwerk zu tun haben könnte, ahnt man an diesem Abend nicht. Udo Badelt

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