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Kultur: Musik in Berlin: Orpheus, Mutter, Kind - Christine Schäfer und Stella Doufexis im Kammermusiksaal

Keiner singt wie Orpheus. Seit er im 6.

Keiner singt wie Orpheus. Seit er im 6. vorchristlichen Jahrhundert in der griechischen Literatur aufgetaucht ist, zieht er seine Spur. Da sein Wesen aus Musik besteht, musste es ihm auch gegeben sein, die europäische Operntradition zu eröffnen. "Euridice" heißt das Werk von Jacopo Peri, in dem der Dichter-Sänger die Gattin aus der Unterwelt holen und behalten darf: die älteste erhaltene Oper, uraufgeführt im Jahr 1600.

Christine Schäfer ist Orpheus in der weitgespannten Thematik von "Der Mythos von Liebe und Tod". In schwarzem Frack steht sie da, naheliegenden Mutterfreuden entgegensehend. Mit der mythischen Gestalt indes verbindet Schäfer, dass sie die Zuhörer singend zu gewinnen weiß, mit unerhörter musikalischer Ausdruckskraft. Ob es um den rezitativischen Orpheus-Monolog von Peri oder eine Cantata mit zwei Arien von Pergolesi geht, Musik wird Szene und Bild in dieser Interpretation. Orpheus klagt und erweicht die Steine (bei Alessandro Scarlatti). Er ist aus idealtypischem Affekt und Koloratur gemacht. Wenn seine Euridice (die gleichgestimmte Stella Doufexis in der barocken Cantata a due voci von Johann Adolf Hasse) ihrerseits später als Orpheus in einer Händel-Kantate zu weinen anfängt, ist der angenehm verwirrende (Hosen-)Rollentausch perfekt. Dann wieder gibt "Orfeo dolente" von Domenico Belli zu bedenken, wie kunstliebend Torquato Tassos Theaterbesucher gewesen sein müssen, um ein Intermedium dieses Titels in einer "Aminata"-Aufführung zu verdienen. Begleitet von Musikern um den Cembalisten Kay Johannsen und den Cellisten Götz Teutsch, im Hintergrund das Vokalensemble "Amfiparnasso", gleicht das ganze Konzert einer Publikumseroberung.

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