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Kultur: Musikeuropa im siebten Himmel

Am Freitag beginnt „Young Euro Classic“

Fünfzehn Jugendorchester allererster Güte hat das Festival „Young Euro Classic“ in diesem Jahr eingeladen; insgesamt 1200 Musiker aus 50 Nationen werden ab dem 4. August im Konzerthaus aufspielen. „Europa strahlt aus“ lautet das Motto. Freundlich-eurozentrisch klingend, lässt es dennoch Raum für junge, quasi-professionelle Klangkörper aus aller Welt. Das Bundesjugendorchester (7.8.) reist ebenso an wie das Orchester des Staatlichen Konservatoriums an der Universität zu Istanbul (11.8.) oder das Youth Orchestra of the Americas, das das Festival am 4. August einläuten wird: ein musikalisch wie gesellschaftspolitisch ambitioniertes Ensemble, in dem nach Auskunft seines Dirigenten David Robert Coleman „Millionär- und Straßenkinder“ spielen, Angehörige süd- und mittelamerikanischer Staaten neben US-Bürgern und Kanadiern. Festivalchefin Gabriele Minz und ihrem künstlerischen Leiter Dieter Rexroth ist es außerdem gelungen, das Orchester der Hochschule für Musik Damaskus (17.8.) und das israelische Buchmann-Mehta School of Music Symphony Orchestra (20. 8.) zu verpflichten.

Die allabendlich erklingende Festivalhymne stammt heuer von der Slowenin Nina Šenk. Das Campus-Projekt führt derweil zwei Orchester besonders eng zusammen: das „Junge Klangforum Mitte“ mit Musikern aus Polen, Tschechien und Deutschland (12. 8., unter Krzysztof Penderecki) und das Symphonieorchester des Konservatoriums Shanghai unter Muhai Tang (13.8.). Ihr gemeinsames Konzert findet am 19. August statt. Das andere Geschwisterkind des Festivals ist das Literaturprojekt „Young Euro Connect“, diesmal mit Essays zur „Freiheit“ – Martina Gedeck und Ulrich Matthes lesen am 9. August eigens ausgewählte Texte junger internationaler Autoren.

Zum ersten Mal haben Stadt und Hauptstadtkulturfonds dem Festival mit knapp 100 000 Euro unter die Arme gegriffen und damit den Löwenanteil erweitert, den Sponsoren bereitstellen. „Sie können sich vorstellen, wie teuer die Flugtickets sind“, kommentiert Coleman launig die Relation zwischen dem Einzugsgebiet seines Panamerika-Ensembles und den aufzubringenden Reisekosten – und Rexroth weist darauf hin, wie eng diese stets mit dem Repertoire abzustimmen sind: Eine Mahler-Symphonie braucht ein anderes Aufgebot als ein Stück von Mozart. Auch deswegen bleibt das Festival trotz seiner Affinität zum Neuen mit immerhin sechs Uraufführungen eng am klassischen Repertoire orientiert.

Um die finanzielle Stabilität nachhaltig zu sichern, hat man jüngst den „Verein der Freunde des Festivals“ gegründet, der unter Vorsitz des ehemaligen Innenministers Otto Schily auf die Suche nach weiteren Sponsoren gehen wird. Dennoch steht das Festival auf sicheren Füßen, trotz der Ticketerhöhung auf 12 Euro. Von einer Auslastung von 98 Prozent wie zuletzt wird man wohl auch im siebten Jahr zehren können.

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