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© dpa

Musikfest Berlin '09: Philharmoniker spielen Jahrhundertdonner

Die Berliner Philharmoniker präsentierten am Wochenende Musik aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts: Dmitri Schostakowitsch, Alban Berg und Paul Dessau - mit Wohlklang.

Nachdenken über Zeitgenossenschaft, wie viel Brüderlichkeit sie bedeutet (Thomas Mann): Die Berliner Philharmoniker spielen Kompositionen aus der Dunkelheit, den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts.

„Licht ist meine Trauer“, klingt dennoch aus der Vierten von Schostakowitsch, deren Rezeptionsgeschichte für sich spricht: Obwohl seine Freunde von der c-Moll-Symphonie begeistert waren, zog Schostakowitsch sie noch 1936 zurück. Bis zur Uraufführung sollte ein Vierteljahrhundert vergehen. Mit 65 Minuten ist das Werk eine Viertelstunde kürzer als Bruckners Achte, doch nach gefühlter Länge gigantisch, der formalen Freiheiten wegen. Der Komponist in schwerer Zeit verbirgt nicht, was er der Avantgarde verdankt. Musik der Extreme, da das Riesenorchester dröhnt, um in einem Ton der Solovioline (Stabrawas) nach innen zu gehen. Rhythmen à la Strawinsky, Trauer wie bei Mahler, aber in jedem Takt eigene Sprache: Schostakowitsch.

Unter Simon Rattle verteidigen die Musiker den Jahrhundertdonner mit Wohlklang. Jubel in der Philharmonie. 1934, kurz nach der Aufführung der Symphonischen Stücke Alban Bergs, ist Kleiber als GMD der Berliner Staatsoper zurückgetreten. Aus schlimmer Zeit klingt uns sehnsuchtsvoll das „Lulu“-Thema des Dr. Schön entgegen, um einer Überraschung zu weichen: Paul Dessaus „Voix“. eine Verlaine-Vertonung, die hochexpressiv der Wiener Schule nahesteht. Neben Lars Vogt am obligaten Klavier entfaltet Angela Denokes Sopran seine lyrische Höhenkraft. Die Philharmoniker spielen das ungewöhnliche Werk zum ersten Mal! Entdeckung musikalischer Wahlverwandtschaften.

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