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Einspringer. Semyon Bychkov dirigierte. Ursprünglich sollte Lorin Maazel das Konzert leiten, er starb am 13. Juli.

© WDR/Sheila Rock

Musikfest Berlin: Schönheit ohne Zweifel

Die Münchner Philharmoniker überzeugen bei ihrem Musikfest-Auftritt unter der Leitung von Semyon Bychkov mit einer klanglich prachtvollen Interpretation von Richard Strauss "Heldenleben".

Eine Woche nach dem viel beklatschten Strauss-Abend mit Anna Netrebko, der Staatskapelle und Barenboim kommen im Rahmen des Musikfests die Münchner Philharmoniker unter Semyon Bychkov nach Berlin, ebenfalls mit einem reinen Strauss-Programm – und spielen besser. Vielleicht ist dieser Abend, der dem im Juli verstorbenen Münchner Chefdirigenten Lorin Maazel gewidmet ist, nicht so glamourös wie der frühere. Auch ist die Philharmonie nicht ähnlich ausverkauft. Aber im Ganzen gelingt dieser Konzertabend besser, er gerät schlüssiger und leuchtet nachhaltiger. Weil ein perfekt ineinandergeschmiedetes Orchester auftritt, kein Ensemble aus Einzelspielern? Weil die Münchner gar nicht erst anfangen, an dem Stück herumzudoktern?

Bychkov wählt von Anfang an die klare Linie, das Unzerbrochene. Er dirigiert mit einer so großen Spannung, dass schon die erste, hoch auffahrende Melodie des „Heldenlebens“, die auf charakteristische Weise von Extravaganz erzählt, gar nicht auseinanderfallen kann. Seine Streicher glänzen in Geschlossenheit, die Blechbläser legen einen kraftvollen Herzschlag unter das Orchester, die Schlagzeuger ermuntert er zu krassen Auftritten, und niemand spielt schöner am Frosch als die Geigerinnen und Geiger aus München.

Die Solovioline von Konzertmeister Sreten Krstic aber, nahezu gläsern timbriert, lässt „Des Helden Gefährtin“ nicht keifen, sondern höchstens kapriziös erscheinen. Auf diese Weise entfaltet sich ein reiches „Heldenleben“, ohne Zweifel (im Wortsinne), straussisch strahlend in Fülle und Klangschönheit. Die Nebeneffekte einer gediegenen, bei sich bleibenden Interpretation lassen sich unterdessen beim 1942 entstandenen Hornkonzert beobachten. Denn so vortrefflich der philharmonische Solohornist Jörg Brückner die haarigen Melismen und Akkordbrechungen auch spielt, so faszinierend leicht sein Instrument tönt, so frappierend die wenigen Stellen sind, an denen die Orchester-Hörner von hinten doppelt Stoff geben, so sehr wünscht man sich doch von Brückner etwas mehr solistische Aura, gewissermaßen ein paar Flammenzungen vom Kleid der Anna Netrebko.

Weil das unmöglich ist, bleibt die Bewunderung angesichts der Tatsache, dass sich Brückner fürs „Heldenleben“ gleich wieder ins Orchester setzt, und das Nachsinnen darüber, wie sehr die Musik mitunter am Rockzipfel der Ausführenden hängt.

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