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Religiöse Satire: Muslime drohen mit Gewalt - Berliner Ausstellung vorerst geschlossen

Nachdem sich mehrere aufgebrachte Muslime über die Vernissage einer dänischen Künstlergruppe beschwert hatten, schloss am Mittwoch die Berliner Galerie Nord ihre Pforten. Sechs Männer drohten damit, das Gebäude mit Steinen zu bewerfen.

Man denkt sofort an den Karikaturenstreit: Eine Kunstausstellung der dänischen Künstlergruppe Surrend in Berlin mit satirisch-politischen Plakaten ist am Mittwoch aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Nach Angaben des Kunstvereins Tiergarten haben „aufgebrachte Muslime“ am Dienstag die Ausstellung gestört und verlangt, eines der 21 ausgestellten Poster zu entfernen. Schon den ganzen Tag über habe es erregte Diskussionen vor der Galerie sowie spürbar wachsendes Interesse von Seiten der muslimischen Nachbarschaft gegeben, erzählt Ralf F. Hartmann, Leiter der von Kunstverein Tiergarten betriebenen Galerie Nord. Am Abend seien dann sechs sehr erregte junge Männer in der Galerie erschienen und hatten verlangt, ein Kunstwerk abzuhängen und damit gedroht, dass sonst Steine flögen.

Anstoß erregt hat ein Plakat mit dem Bildmotiv der Kaaba in Mekka, überschrieben mit der Zeile „Dummer Stein“. Es ist Teil einer Serie, gefolgt von dem Plakat eines Mannes mit typischer jüdischer Hutbekleidung („Dummer Hut“) und weiteren „Serienplakaten“ ironischen Inhalts. Die Ausstellung war am vergangenen Freitag vom Plakatkünstler und Präsidenten der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck, eröffnet worden. Dieser bezeichnete die Drohungen als „völlig unakzeptabel“. Die Gesellschaft dürfe sich Gewaltandrohungen gegenüber Kunstwerken nicht beugen.

„Muslime in Europa müssen akzeptieren, dass sie nicht eine Kunstausstellung in einer Galerie zensieren können“, betonte der Kunstverein in einer Pressemitteilung. „Meinungs- und Kunstfreiheit sind zentrale Werte unserer demokratischen Gesellschaften. Es ist inakzeptabel, wenn einzelne Gruppen in der Lage wären, durch Drohungen Zensur zu üben.“ Die Galerie werde alles daran setzen, die Ausstellung schnell wieder zugänglich zu machen. Es gehe aber auch darum, die Sicherheit der Galeriemitarbeiter und der Besucher zu gewährleisten, so Hartmann. Eine für Mittwoch geplante Diskussionsveranstaltung mit den Künstlern sei vorsorglich abgesagt worden.

Die Künstlergruppe Surrend ist in den vergangenen zwei Jahren mit brisanten satirischen Kunstaktionen bekannt geworden, unter anderem gegen den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Die aktuelle Aktion unter dem Titel „ZOG“ (Zionist Occupied Government“) richte sich gegen radikalisierte Gruppen vor allem im rechtsradikalen Milieu, so Hartmann. Zuletzt hatte es im Mai 2007 im Vorfeld der Caricatura Ärger gegeben, weil Surrend-Künstler Jan Egesborg in Wien festgenommen worden war. Auch in Berlin war Surrend 2007 schon mehrfach tätig.

Christina Tilmann

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