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Kultur: Mutterfleisch und Mutterwitz

THEATER

Ein sehr zielgruppenorientiertes Stück. „Windeln, wenig Sex und andere Katastrophen“ - schon der Untertitel des Regiedebüts von TV-Comedy-Star Ingolf Lück macht klar, worum es in Traumfrau Mutter , der Adaption eines kanadischen Publikumserfolgs, gehen soll: um die weibliche Sicht aufs Kinderkriegen. Und zwar ausschließlich. Alle sechs Darstellerinnen sind auch im wirklichen Leben Mütter, Männerrollen sind nicht vorgesehen. Jede Pointe kreist um zielgruppenspezifische Erfahrungen zwischen Wickeltisch und Buggy, und selbst das Gelächter des Publikums klingt verdächtig weiblich.

Ein bisschen erinnert das an die DDR-Witze in „Goodbye, Lenin!“: Über Spreewaldgurken und Mokkafix Gold konnte auch immer nur die eine Hälfte des Kinos lachen. Genauso fühlt sich die kinderlose Hälfte des Publikums ratlos, wenn Lücks Brachialkomödie Mutterwitz an Mutterwitz reiht. Da rennen splitternackte Mamis kreischend über die Bühne, da wogt das üppige Mutterfleisch – und trotzdem scheint das alles mühelos den Nerv des angepeilten Publikums zu treffen, denn die Premierengäste in der Arena wirken restlos begeistert. Das können doch nicht alles Mütter sein? Selbst die Kulturjournalistin auf dem Nebenplatz, die eben noch so klug über Literatur geplaudert hat, lacht jetzt Tränen. Eine Mutter. Rührend bemüht sie sich, dem kinderlosen Autor unzugängliche Pointen zu erläutern: „Rückbildungsgymnastik, das können sie nicht wissen“, gluckst sie atemlos. „Damit bringt man nach der Geburt den Bauch wieder in Form – und andere Körperteile.“ Ach so. Das also sind die neuen Vagina-Monologe. (11.-12., 17.-19., 23.- 25. April)

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