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Kultur: Nach neun Jahren wieder Minister

Kultur- und Bildungspolitik sind nicht nur in Berlin Minenfelder. Wenige Tage, nachdem Christa Thoben das Handtuch warf, verloren auch die beiden französischen Ressortchefs ihr Amt.

Kultur- und Bildungspolitik sind nicht nur in Berlin Minenfelder. Wenige Tage, nachdem Christa Thoben das Handtuch warf, verloren auch die beiden französischen Ressortchefs ihr Amt. Erziehungsminister Claude Allègre wird durch Jack Lang ersetzt, Kulturministerin Catherine Trautmann durch Catherine Tasca. Der Rücktritt Allègres war seit langem erwartet worden. Mit seiner Unverblümtheit hatte der Physikprofessor die Lehrergewerkschaften von Anfang an provoziert. Sie verübelten ihm, dass er den in überholten Traditionen erstarrten Apparat als "Mammut" geschmäht hatte, den es schleunigst zu reformieren gelte. Dass er versuchte, die Reformen mit Hilfe der Elternverbände und Schüler durchzudrücken, die er zu Demonstrationen ermunterte, machte das Verhältnis nicht besser. Im Februar 1999 verabschiedeten die drei Gewerkschaften der Gymnasiallehrer einen Erklärung, in dem sie dem Minister "hasserfüllten und verleumderischen Despotismus" vorwarfen. Die Rückberufung Jack Langs zeigt, dass Jospin dem notorisch schwierigen Amt mehr Showbusiness verordnen will und weniger dickschädeligen Reformgeist. Dass er Lang das ersehnte, neun Jahre lang verwaltete Amt des Kulturministers vorenthält, zeigt aber auch, dass sich die Freundschaft zwischen den beiden Politikern in Grenzen hält. Die sozialistische Abgeordnete Catherine Tasca, die das Amt erbt, war schon 1988-91 Vizeministerin für Kommunikation gewesen. Zuletzt hatte sie sich für den "Zivil- und Solidarpakt" eingesetzt, der nichtehelich zusammenlebenden Paaren mehr Rechte zugesteht. Ihre Vorgängerin, Catherine Trautmann, hatte als Bürgermeisterin von Strassburg Aufmerksamkeit erregt. Für das Kulturministerium, das sie als Belohnung für ihren entschlossenen Kampf gegen den Front Nationalerhielt, brachte sie wenig Voraussetzungen mit. Die Knappheit der Kulturmittel ließen ihre Bekenntnisse zum Dirigismus unzeitgemäß erscheinen. Das blamable Scheitern der Rundfunkreform, bei der sie um ein Haar "Arte" gleichgeschaltet hätte, förderte nicht gerade ihren guten Ruf. An der Knappheit der Kulturmittel dürfte sich kaum etwas ändern. Deshalb wird es auch Catherine Tasca nicht leicht haben, bei der zahlreichen Klientel, die am Tropf des Kulturministeriums hängt, Beifall zu finden.

JvU

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