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Kultur: Nachfahren des Eunuchen

In New York hat er studiert, in Singapur das erste englischsprachige Theater gegründet und in Berlin seine trendigen schwarzen Klamotten eingekauft.Der Regisseur Ong Keng Sen ist Kosmopolit.

In New York hat er studiert, in Singapur das erste englischsprachige Theater gegründet und in Berlin seine trendigen schwarzen Klamotten eingekauft.Der Regisseur Ong Keng Sen ist Kosmopolit.Und doch bezieht er seine Arbeit auf die Tradition Singapurs, die er nicht nachahmt, sondern bei seiner Suche nach Identität neu konstruiert.Ong Keng Sen ist also der ideale Gesprächspartner für die Diskussionsreihe "Tradition und Moderne", zu der er mit seinem Lehrer, dem Dramatiker Kuo Pao Kun, ins Berliner Haus der Kulturen der Welt eingeladen war.

Die beiden herausragenden Protagonisten des Theaters von Singapur sind in Berlin längst keine Unbekannten mehr, seit Kuo Pao Kuns Poem "Die Nachfahren des Eunuchen-Admirals" inszeniert von Ong Keng Sen beim Festival "Theater der Welt" gezeigt wurde.Als prototypischen Menschen des 21.Jahrhunderts beschreibt Kuo Pao Kun den Eunuchen, einen berühmten Seefahrer aus dem 15.Jahrhundert.Das Stück behandelt dessen Sehnsucht nach der Wiederherstellung seiner körperlichen Unversehrtheit - die Kastration steht als Metapher für die Opfer moderner Industriegesellschaften.

Per Video wurde eine Inszenierung des "Eunuchen" von Kuo Pao Kun, das auf traditionelle Theaterformen Singapurs anspielt, der dem Tanztheater verwandten Fassung von Ong Keng Sen gegenübergestellt, die in ihrer bilderstarken Langsamkeit an Bob Wilson erinnert.Zwei Schulen, die sich hier mit gegenseitiger Anerkennung begegnen.

In Singapur übernimmt das Theater die Aufgaben der kulturellen Erinnerung.Trotz ihrer Reputation auf der ganzen Welt, werden Kuo Pao Kun und Ong Ken Sen von der Regierung ihres Stadtstaates lediglich geduldet."Uns gibt es nur, damit Singapur sagen kann: seht her, wir haben keine Zensur", so Ong Ken Sen.Vor allem junge Künstler werden unterdrückt."Die besten Stücke der Welt sind von Menschen in Restriktion geschrieben worden", kommentiert Kuo Pao Kun sarkastisch: "An dem Tag, an dem der Zensus klüger sein wird als der Zuschauer, ist das Ende der Kunst erreicht."

ANDREAS KRIEGER

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