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Sänger und Gitarrist Tom Petty (1950-2017).

© Mark Humphrey/AP/dpa

Nachruf auf Tom Petty: Herzensbrecher im freien Fall

Kleine Dramen, unvergessliche Hits und ein heißes Temperament: Zum Tod des amerikanischen Rockmusikers Tom Petty.

Ein braves amerikanisches Mädchen. Es liebt seine Mama, Jesus und Elvis. Ihr Freund ist weniger brav, zieht dauernd um die Häuser und bricht ihr das Herz. In seinem Kopf läuft das Lied von der großen Freiheit, die in Wahrheit Haltlosigkeit ist: der freie Fall.

Der Text von Tom Pettys Hit „Free fallin’“ ist mehr eine Skizze. Doch er erzählt, ähnlich wie sein Song „Into the Great Wide Open“, ein ganzes amerikanisches Drama. Großartig verdichtet, wie auch die Musik, die Pettys Pop-Meisterschaft in viereinhalb Minuten zusammenfasst. Die drei geschlagenen Akustikgitarren-Akkorde, auf denen er basiert, sind genauso genial eingängig wie die lakonisch-intensiv gesungenen Refrainzeilen, die man nur schwer wieder aus dem Kopf bekommt.

Der Song stammt von Pettys erstem Solo-Album „Full Moon Fever“ (1989). Weil das Video mit den Palmen, dem warmen kalifornischen Licht und den skateboardfahrenden Kids ständig auf MTV läuft, wird der Sänger und Gitarrist mit den halblangen blonden Haaren auch bei einer Generation bekannt, die keine Ahnung davon hat, dass er seit mehr als einer Dekade Platten veröffentlicht.

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Geboren 1950 in Gainesville, Florida, weiß Tom Petty bereits mit 14 Jahren, dass er unbedingt in einer Band spielen will. Er hat die Beatles in der „Ed Sullivan Show“ gesehen und ist restlos begeistert. Mit 17 bricht er die Schule ab, um seinen Traum zu verwirklichen. Seine erste Band Mudcrutch, mit der er nach Los Angeles zieht, trennt sich zwar nach einigen Jahren wieder, doch aus ihren Trümmern formt er mit Mike Campbell und Benmont Tench Anfang der siebziger Jahre Tom Petty and the Heartbreakers.

Tom Petty and the Heartbreakers wurden erst in England bekannt

Ihr Debütalbum kommt 1976 in der Hochzeit von Punk heraus und geht in den USA erstmal unter. Die Heartbreakers machen traditionelle von den Byrds, Beatles und Dylan beeinflusste Rockmusik: ein Stil, dem Petty mehr oder weniger sein Leben lang treu bleiben wird. Über den Umweg einer erfolgreichen England-Tournee wird die Band schließlich auch in ihrer Heimat bekannt. Mit Alben wie „Damn The Tropedos“ (1979), das sich in den US-Charts nur Pink Floyd geschlagen geben muss, erspielen sie sich ihren Platz in der Rockwelt. Für viele sind sie eine Alternative zu den schwächelnden Rolling Stones und eine gute Ergänzung zu Bruce Springsteen.

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Tom Petty ist trotz des freundlichen Lächelns, das er auf den Plattenhüllen zeigt, ein Typ, der keinen Konflikt scheut. So legt er sich etwa mit der Heartbreakers-Plattenfirma an, weil sie die Alben der Band in seinen Augen zu teuer verkauft. Er organisiert einen Fanprotest und erreicht, dass „Hard Promises“ (1981) einen Dollar billiger wird. Und er haut auch mal auf den Tisch, wenn es musikalisch nicht so läuft, wie er es sich vorstellt. Während der Aufnahmen zum Album „Southern Accents“ sogar so stark, dass er sich die linke Hand bricht. Ihm muss ein Metallstück eingesetzt werden, um die Knochen zusammenzuhalten.

Bob Dylan und Tom Petty sind Freunde

In den Achtzigern nehmen Tom Petty and the Heartbreakers zwei Songs mit Stevie Nicks auf, treten bei Live Aid auf und gehen mit Bob Dylan auf Tour. Dylan und Petty sind Freunde. Sie schreiben den Song „Jammin’ Me“ zusammen und spielen ab 1988 mit George Harrison, Roy Orbison und Jeff Lynne in der Supergroup Traveling Wilburys, deren erstes Album mit Hits wie „Handle With Care“ ein großer Erfolg wird. Das zweite nehmen sie ohne den mittlerweile verstorbenen Orbison auf. Dann stirbt 2001 George Harrison. Wilbury-Kumpel Jeff Lynne spielt auch bei Pettys Solodebüt „Full Moon Fever“ eine entscheidende Rolle: Er produziert den radiofreundlichen Sound und schreibt an den meisten Stücken mit. So bei „Free fallin’“ und „I Won’t Back Down“, das nach den Angriffen vom 11. September ein Revival als Mutmacher-Hymne hat.

Die aktuelle Tour sollte die letzte sein

Ab Mitte der Neunziger wird es etwas ruhiger um Tom Petty, der mehr als 80 Millionen Platten verkauft hat und 2002 in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenommen wird. Dass er und seine Herzensbrecher immer noch etwas zu sagen haben, zeigen sie im selben Jahr mit dem Album „The Last DJ“, auf dem Petty wieder einmal die Musikindustrie scharf angreift. Die Gruppe geht im letzten Jahr auf „40th Anniversary Tour“, über die Petty in einem „Rolling Stone“-Interview sagt, dass es wohl die letzte große Konzertreise sein werde. Er habe eine Enkeltochter, mit der er mehr Zeit verbringen wolle. Dazu wird es nun nicht mehr kommen. Vergangene Woche gab er mit der Band sein letztes Konzert. Am Montagabend ist Heartbreakers-Chef Tom Petty mit 66 Jahren in Los Angeles an einem Herzinfarkt gestorben.

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