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Nachruf: Der jiddische Dichter Abraham Sutzkever ist tot

Im Alter von 97 Jahren ist in Tel Aviv der jiddische Dichter Abraham Sutzkever gestorben. Sein dichterisches Werk thematisiert die Leiden des jüdischen Volkes während der NS-Zeit, öffnete sich aber in späten Jahren zunehmend auch für israelische Gegenwartsfragen.

Am 15. Juli 1913 im damals litauischen, heute weißrussischen Smorgon bei Wilna geboren, war Sutzkever einer der letzten Überlebenden des Wilnaer Ghettos. Mit verschworenen Mitkämpfern gelang es ihm, wertvolle Kultobjekte und Bücher vor dem Zugriff der Nationalsozialisten zu verstecken; sie befinden sich heute in der „Sutzkever-Kaczerginski-Collection“ in New York. 1943 flüchtete er mit seiner Frau in die Wälder. Ilja Ehrenburg veranlasste, dass beide nach Moskau ausgeflogen wurden, von wo Sutzkever ab 1944 über die Gräueltaten der Nazis berichtete. 1947 ging er nach Palästina. Im selben Jahr war er auch einer der Hauptzeugen im Nürnberger Prozess. Die Erfahrungen seiner Ghetto-Zeit finden sich in dem Dokument „Wilner Getto“, das vor kurzem bei Ammann in deutscher Übersetzung erschienen ist.

Sein dichterisches Werk thematisiert die Leiden des jüdischen Volkes während der NS-Zeit, öffnete sich aber in späten Jahren zunehmend auch für israelische Gegenwartsfragen. 1948 gründete er in Tel-Aviv seine Zeitschrift für jiddische Dichtung, „Die goldene Kejt“, mit der er weltweit zum Überleben und Erhalt der jiddischen Sprache beigetragen hat. Seine Poesie wurde in alle großen Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien in deutscher Übersetzung eine Auswahl seiner Gedichte unter dem Titel „Gesänge vom Meer des Todes“. Tsp

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