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Nachruf: Der Sammler als König

Werner Schmalenbach hat mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf eine einzigartige Sammlung der Kunst des 20. Jahrhunderts zusammengetragen. Am Dienstag ist er im Alter von 89 Jahren gestorben.

In der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, die am Samstag nach zweijähriger Umbauzeit wiedereröffnet, wird die Bibliothek nach ihm benannt sein. Eigentlich zu wenig. Dieses Haus, der elegante schwarze Marmorriegel am Düsseldorfer Grabbeplatz, die einzigartige Sammlung des 20. Jahrhunderts, ja, die Tatsache, dass Düsseldorf überhaupt so eine gewichtige Rolle in der westdeutschen Museumskultur spielt – all das ist sein Werk, ist sein Vermächtnis. Und es war eine Herausforderung für seine Nachfolger, für Armin Zweite und Marion Ackermann.

Glückliche Zeiten. Werner Schmalenbach hat beim Aufbau der Sammlung aus dem Vollen schöpfen können, hat gekauft, was gut und teuer und vor allem unstrittig von hoher Qualität war. Keine Experimente, aber auch keine Massenkäufe ganzer Sammlungen und Konvolute. Mit zielsicherem Blick, gut gefülltem Portfeuille und Mut zur selbstbewussten Entscheidung hat der 1920 in Göttingen geborene Kunsthistoriker und Ethnologe, der nach dem Krieg die Schweizer Staatsbürgerschaft annahm und 1962 von der Kestner-Gesellschaft in Hannover nach Düsseldorf gewechselt war, eine einzigartige Sammlung der Kunst des 20. Jahrhunderts zusammengetragen. Aufgebaut hat er sie aus dem gewichtigen Klee-Block, den Nordrhein-Westfalen aus der amerikanischen Sammlung Thompson angekauft hatte.

Ein Gang durch die Kunstsammlung NRW lehrt den Besucher alles über die Klassische Moderne. So erleben es auch die unzähligen Kinder in den berühmten Sommerferienkursen des Hauses. Auch hier, in der Museumspädagogik, hat Düsseldorf Pionierarbeit geleistet, und oft ist es der Hausherr selbst gewesen, der die Kinderschar durch die Räume führte.

Schmalenbachs Hausheilige waren Matisse und Picasso, Max Ernst und Max Beckmann, Francis Bacon, Fernand Léger, Jackson Pollock und Dubuffet. Von jenen, die zeitgleich an der benachbarten Kunstakademie agierten, vom großen Zampano Joseph Beuys, von Gerhard Richter und Sigmar Polke, hielt Schmalenbach weniger – bis zu seinem Rückzug 1990 weigerte er sich, Beuys-Werke in seine heiligen Hallen aufzunehmen. Das blieb seinen Nachfolgern überlassen: Armin Zweite kaufte gleich zu Beginn seiner Amtszeit 1991 Beuys’ Großwerk „Palazzo Regale“ an und präsentierte eine Richter-Retrospektive, Marion Ackermann wird ihre erste Ausstellung im erweiterten Haus im September wiederum Joseph Beuys widmen.

Für Schmalenbach galt stets das Primat der Sammlung. Die Kollektion, die er für Düsseldorf zusammentrug und die in den ersten Jahren im barocken Schloss Jägerhof eine charmantes Interimsquartier fand, bis sie 1986 in die kühl-musealen Räume am Grabbeplatz wechselte, ist nicht groß. Rund 200 Werke trug Schmalenbach in 30 Jahren zusammen, er hat sie in dem zur Eröffnung des Hauses erschienenen Sammlungskatalog Stück für Stück liebevoll kommentiert. Sein Credo lautet: lieber weniger kaufen als das Falsche. Am Dienstag ist Werner Schmalenbach nach langer Krankheit im Alter von 89 Jahren in Meerbusch bei Düsseldorf gestorben. Christina Tilmann

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