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© Pendragon Verlag

Nachruf: Spenser, übernehmen Sie!

Zum Tod des US-Krimiautors Robert B. Parker: Er starb beim Schreiben.

Er starb beim Schreiben – das passt zu dem amerikanischen Schriftsteller Robert B. Parker. Vom Schreiben, wie auch vom Kochen, Trinken und vom Sport verstand Parker etwas, und all das hat er seiner populärsten Figur mitgegeben, dem Bostoner Detektiv Spenser. In rund 40 Romanen ermittelt Spenser, den Parker als altmodisch-modernen Helden anlegte: ein Mann mit Grundsätzen und Verständnis für moralisch Zweideutiges, einer, der kräftig austeilt, Kraft beim Eisenpumpen schöpft und keine Angst vor dem Einstecken hat. Ein Amerikaner, der die amerikanische Gesellschaft ironisch kommentiert und der doch ein American hero ist, wie nur amerikanische Autoren ihn erfinden können. Parker bezeichnet ihn einmal als „Apostel des Möglichen“.

Robert B. Parker, 1932 geboren in Springfield, Massachusetts, Soldat im Korea-Krieg, hat bescheiden angefangen. Er vollendete ein Romanfragment von Raymond Chandler. An Chandler geschult und, was die Klarheit der Sprache angeht, gewiss beeindruckt von Ernest Hemingway, schuf Parker ab 1973 seinen eigenen Helden. Spenser hatte es mit Professoren zu tun und mit Edelhuren wie April, dem „Hundert Dollar Baby“ aus dem zuletzt in Deutschland beim Bielefelder Pendragon-Verlag veröffentlichten Krimi. Spenser legte sich mit dem organisierten Verbrechen an und half verlorenen Söhnen auf die Beine.

Die 200-Seiten-Geschichten sind schnell, dialogstark, ironisch. Doch Parker wiederholte sich nie; jede Story hat ein anderes soziales Colorit. Die wichtigste Person für Spenser ist seine Freundin Joan (so hieß Parkers Ehefrau), die ihn in allen Lebenslagen berät. Unter dem Titel „Spenser for Hire“ kamen Parkers Bücher als Serie ins Fernsehen.

Neben dem Detective schuf Parker mit Jesse Stone außerdem den Polizeichef der fiktiven Kleinstadt Paradise sowie die Bostoner Detektivin Sunny Randall. Auch Jesse Stone wurde, mit Tom Selleck in der Hauptrolle, fürs Fernsehen verfilmt. Dem Boston Globe verriet Parker einmal: „Krimis schreiben sich wie Romane. Man erfindet interessante Charaktere, verwickelt sie in spannende Umstände und malt sich aus, wie man sie wieder daraus befreit.“ Am Mittwoch ist Robert B. Parker an seinem Schreibtisch in seinem Haus in Cambridge bei Boston tot zusammengebrochen. Werner van Bebber

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