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Auf dem Teppich. „Babies’ Staccato“ (2014), Malerei mit Wolle.

© Hans-Georg Gaul

Nadira Husain in der Galerie PSM: Verknüpft und verflochten

Vielschichtiges Bedeutungsgewebe: In ihrer Installation „Mon jardin est un tapis“ in der Galerie PSM verknüpft Nadira Husain die eigene Herkunft mit der alltäglichen Arbeit im Atelier.

In der Galerie PSM herrscht buntes Chaos: Babys krabbeln über den Teppich, dazwischen liegen überdimensionale Scheren, Brillen und Schlüssel. Greifbar sind allerdings weder die Kinder noch die Werkzeuge, denn Nadira Husain malt sie als zweidimensionale Bodenornamente mit farbigen Pigmenten – angelehnt an die indische Technik des Rangoli.

In ihrer ortsbezogenen Installation „Mon jardin est un tapis“ verknüpft die indisch-französische Künstlerin die eigene Herkunft mit der alltäglichen Arbeit im Atelier, verbindet Kulturen und Länder. Während die flächige und farbenfrohe Bildsprache der traditionellen Schablonen-Malerei fortgeführt wird, ersetzt Husain Blumenmandalas durch persönliche Themen und Gegenstände. Vorangegangen ist der Annäherung die ebenso banale wie elementare Frage, was wir zu unseren Füßen finden. Auf dem Teppich erhebt sich nämlich auch ein kleines Gebirge aus marmorierten Styroporsteinen dreidimensional im Raum; ebenfalls ein ästhetischer Rückgriff, denn die Felsbrocken zitieren Landschaftsmotive aus islamischen Miniaturen des 16. Jahrhunderts.

Husain schafft ein vielschichtiges Bedeutungsgewebe: Verflochten werden orientalische Einflüsse mit Institutionskritik und abendländischer Kultur. Während die Rangoli als Metaphern für Vergänglichkeit verstanden werden, gewinnen sie im Ausstellungskontext eine kritische Facette: Die Bodenarbeiten stehen nicht zum Verkauf, sie werden von den Betrachtern während der Ausstellung zerstört. Es sei denn, sie betrachten die Bildwelten aus der Ferne. Neben dem Environment sind Stoffarbeiten auf Leinwand zu sehen, die orientalische Ornamente mit der westlichen Ästhetik von Comics paaren. Die Schlümpfe und das gelb-schwarze Marsupilami wandern von den Heftseiten in Husains Bildwelten.

Ihre gestalterischen Elemente stehen auch hier nebeneinander, Hierarchisierungen nimmt die Künstlerin bewusst nicht vor. vielmehr bilden die einzelnen Motive als Muster eine Analogie der globalen vernetzen Gegenwart, wo sich Altes und Neues begegnen und ergänzen. Gespielt wird mit Tradition, Moderne, großen und kleinen Narrativen. Husains Garten ist Nährboden für viele Geschichten.

PSM Galerie, Köpenicker Straße 126; bis 31.5., Di–Sa 12–18 Uhr

Laura Storfner

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