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Die Neue ist altbekannt. Karin Bergmann, neue Chefin an der Burg, stammt aus den eigenen Reihen.

© dpa

Neue Chefin am Wiener Burgtheater: Karin Bergmann übernimmt das Burgtheater

Nach Matthias Hartmann übernimmt nun Karin Bergmann das Burgtheater in Wien. Hermann Beil tritt ihr als ehrenamtlicher Berater zur Seite.

Das hat es seit 1776 noch nie gegeben. Zum ersten Mal in der fast 240-jährigen Geschichte des Wiener Burgtheaters steht eine Frau an der Spitze des weltgrößten Ensembletheaters. Karin Bergmann, 1954 in Recklinghausen geboren, übernimmt ab sofort und voraussichtlich bis Ende August 2016 als Interimsdirektorin die Leitung der österreichischen Nationalbühne. Nach dem im Zuge eines Finanzskandals geschassten Direktor Matthias Hartmann, einem gebürtigen Osnabrücker, ist das große Haus nun wieder in „deutschen Händen“ – was in und um Wien herum traditionell noch als Politikum gilt. Karin Bergmann zur Seite tritt allerdings auch Hermann Beil als Berater. Beil, gebürtiger Wiener, Regisseur und Dramaturg am Berliner Ensemble und zuletzt selber für die Burg favorisiert, betont, dass er in Wien ohne Honorar, also ehrenamtlich tätig sein werde.

Karin Bergmanns Ernennung, die gestern Vormittag vom österreichischen Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurde, ist in Wien auf Anhieb begrüßt worden. Ostermayer hatte zuvor schon das Burgtheaterensemble informiert, worauf Bergmann gleich auf der Bühne gefeiert wurde. Mit Millionen-Defiziten, Steuernachzahlungen, mit dem Verdacht schwarzer Kassen und jahrelanger Veruntreuung steht das mit 46 Millionen Euro pro Jahr subventionierte Theater seit Wochen in den Schlagzeilen. Der jetzt ebenfalls neu ernannte Vorsitzende des Burg-Aufsichtsrats Christian Strasser sieht das hohe Haus „hell lodernd“ und begrüßte „Frau Bergmann als Feuerlöscherin“.

Bergmann stammt aus einer Bergarbeiterfamilie im Ruhrgebiet

Karin Bergmann stammt aus einer Bergarbeiterfamilie im Ruhrgebiet und hatte, wie sie in einem früheren Interview verriet, schon als Abiturientin auf dem zweiten Bildungsweg eine „Sehnsucht nach Schönheit“. Als Claus Peymann 1979 als Intendant zusammen mit dem Chefdramaturgen Hermann Beil ans Schauspielhaus Bochum kam, bewarb sie sich als Assistentin im Leitungsbüro. Während Peymanns Wiener Burgdirektion (1986 - 1999), mit dem Co-Direktor Beil, fungierte Karin Bergmann als Pressesprecherin, danach wurde sie Stellvertreterin von Peymanns Nachfolger Klaus Bachler und blieb auch im ersten Amtsjahr von Matthias Hartmann von 2009 bis 2010 Co-Direktorin des Burgtheaters. Seit ihrem Weggang von der Burg hatte sie andere Engagements abgelehnt.

Die neue Burgherrin, verheiratet mit dem renommierten österreichischen Architekten Luigi Blau, sieht sich jetzt als „Gestalterin auf Zeit“, die bei einem anstehenden Konsolidierungskurs von viel Sympathie getragen wird, Gert Voss, Protagonist des Burgtheaters, sagt dem Tagesspiegel: „Das ist erstmal die beste Lösung. Karin Bergmanns Berufung, gestützt durch Hermann Beil, ist auch im Sinne der zuletzt stark verunsicherten Schauspieler.“ Durch Ausschreibung wird dann für die Zeit ab der Saison 2016/17 eine neue Direktion gesucht.

Bergmann möchte übrigens an der für den 6. April angesetzten Uraufführung des ersten selbstgeschriebenen Stücks von Matthias Hartmann in dessen Regie trotz Entlassung und laufender Korruptionsvorwürfe „möglichst“ festhalten. Hartmanns Abend trägt den Titel „Der falsche Film“ und stellt laut Ankündigung „Fragen nach der Moral, Freiheit und Verführbarkeit von Kunst“.

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