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A Long Way Down. Mit Pierce Brosnan als Martin Sharp, Imogen Poots als Jess Crichton und Toni Collette als Maureen.

© dpa/Nicola Dove/DCM Filmverleih

Neue Nick-Hornby-Verfilmung im Kino: Vor dem Ende

Selbstmord als Sujet für eine Komödie? Kein Problem, wenn die Geschichte mit einer Prise "British Humour" angegangen wird. So wie in dre Nick-Hornby-Verfilmung „A Long Way Down“

Treffen sich vier Selbstmörder am Silvesterabend auf dem Dach eines Hochhauses in London. Springen oder nicht? Die vier schließen einen Pakt: In den nächsten sechs Wochen wollen sie aufeinander aufpassen und dem Leben bis zum Valentinstag noch einmal eine Chance geben.

Wer sich auf diese absurde Grundkonstellation einlässt, kann Nick Hornbys Roman „The Long Way Down“ von 2005 vielleicht ein bisschen Vergnügen abgewinnen, auch wegen der witzigen Dialoge und überraschenden dramaturgischen Wendungen. Aber schon das fällt nicht leicht: Hornbys Stilmerkmal ist es, die Alltagssprache unterschiedlicher sozialer Milieus zu literarisieren, was bei seinen ersten Romanen „Fever Pitch“ und „High Fidelity“ frisch und trendy wirkte, sich inzwischen aber etwas überlebt hat.

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Erst recht in der Leinwandadaption von „The Long Way Down“ unter Regie von Pascal Chaumeil. Die inneren Monologe der Protagonisten fungieren als Voiceover-Passagen, und so steht der abgeklärt-schnoddrige Duktus des Talkshowmoderators (Pierce Brosnan) der umständlichen Sprechweise der alleinerziehenden Mutter (Toni Collette) eines schwer behinderten Sohns gegenüber. Und der muntere Teenager-Slang der 18-Jährigen, die an Liebeskummer und Weltschmerz leidet (Imogen Poots), konterkariert den zerquälten Sound des US- Musikers in der Sinnkrise (Aaron Paul).

Offenbar wussten weder der französische Regisseur Pascal Chaumeil noch Drehbuchautor Jack Thorne mit dem Hornby-Stoff viel anzufangen. Das mag daran liegen, dass er sich zur Verfilmung schlicht nicht eignet – jedenfalls arbeiten sie gemeinsam an einer Verkitschung des Sujets. Da wird gestottert und gestammelt, geweint und schüchtern gelacht, da wird generationenübergreifend Lebenshilfe gegeben, da rauft sich „Breaking Bad“-Star Aaron Paul zerquält die Haare. Wenigstens funkelt die gewitzte, schmollmündige Imogen Poots als eine Art Londoner „Amelie“ vor sich hin, dass man sie einfach lieben muss.

Aus der Selbsthilfegruppe des suizidalen Quartetts wird eine Wahlfamilie, und schon sind die Lebenskrisen überwunden. Wie banal. Bleibt das ungute Gefühl, dass die Protagonisten den Zuschauer belogen haben, um sich interessant zu machen. Und das ist bekanntlich ein absolutes No-Go.

In 17 Berliner Kinos, OmU: Rollberg, OV: Cinestar Sony-Center

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