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Kultur: Neuer CDU-Generalsekretär: Taktisch klug im Hintergrund

Sie drängt sich nicht immerzu in den Vordergrund, und das ist ihre Stärke. Dabei versteht sie, Einfluss zu nehmen - und zwar kräftig.

Sie drängt sich nicht immerzu in den Vordergrund, und das ist ihre Stärke. Dabei versteht sie, Einfluss zu nehmen - und zwar kräftig. "Mer kenne uns, mer helfe uns" - ein rheinisches Motto, das auf Annette Schavan passt. Sie ist ja auch, wie ihr Tonfall verrät, Rheinländerin. Und stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU. Schavan ist damit ganz offiziell die Frau hinter Angela Merkel.

Denen, die etwas von Macht verstehen und politische Talente sehen, ist sie schon früh aufgefallen. Helmut Kohl hat schon vor Jahren gesagt, dass er Schavan zutraue, die erste Ministerpräsidentin aus den Reihen der Christdemokraten zu werden. Jetzt ist die katholische Konservative 45, seit fünf Jahren Kultusministerin in Baden-Württemberg, und sie gehört zu den Nachfolge-Kandidaten für den Fall, dass Erwin Teufel die Wahl im nächsten Jahr noch einmal gewinnt, dann aber in absehbarer Zeit abtreten will. Günther Oettinger, Christoph Palmer, Thomas Schäuble - wer auch immer sich in Stuttgart Hoffnungen macht, den Ministerpräsidenten zu beerben, der beobachtet Schavan. Und tut gut daran.

Angela Merkel verdankt ihr viel, im Grunde nichts weniger als ihren Aufstieg bis zur Spitze. Als Wolfgang Schäuble seinerzeit eine Generalsekretärin suchte, war Annette Schavan im Gespräch. Wegen ihrer Reputation in den beiden großen Landesverbänden Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, ihren guten Verbindungen nicht nur in der mittleren Generation der CDU. Aber eben weil sie weiß, wann es besser ist zurückzustehen, schlug Schavan stattdessen Merkel vor. Öffentlich. Als erste. Und Merkel wurde es dann auch. Das verbindet.

Wolfgang Schäuble und Annette Schavan - dieses Paar wäre wohl auf Dauer nicht als gute Ergänzung angesehen worden. Es spricht für Schavan, dass sie auch das vorher erkannt hat. Und zugleich, woran es der westdeutsch geprägten CDU nicht mangeln darf: an Hinwendung zu den Ostdeutschen. Aber weil sie ähnliche Stärken wie Schäuble hat, ist Schavan in jedem Fall eine gute Ratgeberin. Wenn Merkel sie zu Rate zieht. Dann gehört Schavan nicht zu denen, die ihr einfach nach dem Munde reden. Streit macht ihr nicht Angst. Merkel in ihrer neuen Rolle auch nicht. Denn Schavan versteht es schon, Entwicklungen zu durchschauen. Wie Schäuble.

Auf die Frage, ob die Parteichefin auch mit ihr vorab über die Trennung von Generalsekretär Ruprecht Polenz und die Entscheidung für Laurenz Meyer gesprochen habe, hat Schavan ausweichend geantwortet. Das spricht für sich. Sie würde sowieso nicht damit renommieren, würde keine Entscheidung Merkels öffentlich für sich als persönlichen Erfolg reklamieren. Dafür ist Schavan taktisch zu klug. Denn: Mer kenne uns, mer helfe uns - irgendwann kommt der Tag, da Angela Merkel ihr helfen kann. Und besser sollte. Auch das gehört zur rheinischen Art.

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