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Kultur: Neuer Streit über „gerechten Krieg“

Deutsche Intellektuelle antworten ihren amerikanischen Kollegen

Die „Koalition für Leben und Frieden“, ein loser Zusammenschluss deutscher Intellektueller, wendet sich wegen der Irak-Krise erneut an ihre amerikanischen Kollegen vom „Institute of American Values“. „Im 21. Jahrhundert gibt es für Krieg keine Rechtfertigung mehr“ haben die Initiatoren (u. a. Hans Peter Dürr, Träger des alternativen Nobelpreises und Frank Uhe, Geschäftsführer der „Ärzte gegen den Atomkrieg“) den offenen Brief überschrieben. Darin kritisieren sie die moralisch-geistige Unterstützung, die 60 amerikanische Wissenschaftler um Francis Fukuyama, Samuel Huntington und Michael Walzer der Politik von Präsident George W. Bush in zwei öffentlichen Erklärungen gewährt haben (Tagesspiegel vom 9. 8. 2002).

Die „Koalition“ bemüht sich, das „politische und kriegerische Handeln der USA als der führenden Weltmacht einer kritischen Diskussion zu unterziehen“. Dabei wird der Begriff des „gerechten Krieges“ auch nach dem 11. September abgelehnt. Es habe in der Neuzeit kaum einen Krieg gegeben, „der nicht von beiden Seiten als gerechter oder sogar als heiliger Krieg bezeichnet worden ist.“ Bei der heutigen Waffentechnik, mit der „nicht Truppen bekämpft, sondern ganze Regionen, ihre Bewohner und Lebensgrundlagen zerstört werden“, könne man die Bezeichnung „gerecht“ kaum mehr in Anspruch nehmen. Auch lasse sich die Kriegsfrage, heißt in dem Brief weiter, nicht auf das „Sicherheitsbedürfnis der wohlhabenden Minderheit in der Welt beschränken“. Eine solche Politik könne zu „hoffnungslosen Situationen“ führen und letztlich zu terroristischen Gewaltakten. Die Amerikaner müssten ernst machen mit der Abschaffung von Massenvernichtungswaffen – und diese Forderung auch an sich selbst stellen.

Zu den Unterzeichnern gehören Carl Amery, Walter Jens, Uwe Timm und Konstantin Wecker. Sie verstehen ihren Brief als Unterstützung der 4000 Künstler und Schrifsteller, die am 19. September mit einer ganzseitigen Anzeige in der New York Times gegen einen Angriff auf den Irak und repressive maßnahmen in den USA protestierten. Tsp

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