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Kultur: Neues aus Ningbo

ARCHITEKTUR

In China gibt es Dutzende von Millionenstädten, von denen die meisten Europäer noch nicht einmal den Namen kennen. Die Hafenstadt Ningbo ist so ein Fall. Obwohl die Stadt einst bedeutender war als Schanghai, fehlt ihr im Ausland jegliches Profil. Das wollen die Stadtväter mit Hilfe moderner Architektur ändern. Wie kaum eine zweite Stadt in China gilt Ningbo heute als Tummelplatz kreativer Architekten wie dem Schanghaier Koolhaas-Schüler Ma Qin Yun und seinem Büro MADA. In der Galerie Aedes East stellt sich Ningbo im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen erstmals dem internationalen Publikum vor (Rosenthaler Str. 40/41, bis 26. Oktober, Katalog 10 €). Für den „alltäglichen Wahnsinn“ des Stadtumbaus in China ist Ningbo typischer als Peking und Schanghai, wo auch deutsche Architekten mittlerweile nach Großaufträgen Schlange stehen.

Die Stadt unweit des ostchinesischen Meeres hat rund zwei Millionen Einwohner und liegt sechs Autostunden südlich von Schanghai. Durch den Bau einer gigantischen Straßenbrücke über die Bucht von Hangzhou wird sich die Fahrzeit auf zwei Stunden reduzieren. Mit ihrer traditionell starken Mode- und Textilindustrie und einem neuen Hafen will Ningbo der Schwesterstadt Konkurrenz machen. Denn ihren Abstieg im 19. Jahrhundert vom Rang als wichtigste Handelsstadt am Großen Kanal hat die Stadt nie verwunden. Die flächendeckende Kahlschlagsanierung droht zu einem völligen Identitätsverlust zu führen. Jetzt werden eilig riesige Universitäten und ein zweites Verwaltungszentrum am Stadtrand gebaut, um Ningbo ein neues Gesicht zu geben.

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