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Neues von der Hegemann-Front: Der Lurch kommt durch

Lurchi, Salamandar, Axolotl: Ein Amphibien-Abenteuer von Rüdiger Schaper.

Das waren goldene Schlussworte. „Lange schallt’s im Walde noch: Salamander lebe hoch!“ Das waren noch Abenteuer – als Lurchi und seine Freunde Hopps, Mäusepiep und Unkerich mit gutem deutschen Schuhwerk durch die Welt marschierten und den Bösen die Amphibienstirn boten. Lurchi wurde zwar wiederbelebt , aber im Zeitalter der Turnschuhe hat es der treuherzige gelbschwarze Kerl schwer: ein Opfer der Globalisierung.

Ein mexikanischer Verwandter hat ihm nun den Rang abgelaufen. Er hört auf den schönen Namen Axolotl und scheint sich auch in natura zum Bestseller zu entwickeln. Der Erfolg eines gewissen Romans werde „sehr förderlich für den Absatz“ der mittelamerikanischen Schwanzlurche sein, erklärte der Präsident des Zentralverbands Zoologischer Fachbetrieb in Deutschland. Auch sonst gibt es Neuigkeiten von der Helene-Hegemann-Front. Offensichtlich arbeitet die 18-Jährige an einem neuen Film, während das Hamburger Thalia Theater über eine Bühnenfassung von „Axolotl Roadkill“ nachdenkt. Ist auch logisch, denn damit kehrt der nachtaktive mexikanische Schwanzlurch in den dampfenden Sumpf der Theaterkantinen und Premierenfeiern zurück, in dem er groß geworden ist. Klauen und Verklappen gehört dort ebenso zum Handwerk wie all das Teufelszeug des Regietheaters. Und irgendwie hängt ja auch die Kehlmann-Debatte des letzten Sommers mit der winterlichen Hegemann-Debatte unseres Missvergnügens zusammen. Es war Kehlmanns Held Alexander von Humboldt – dies nur nebenbei –, der von einer Amerika-Expedition das erste Axolotl-Pärchen nach Europa mitbrachte.

Klar, der Lurch ist durch, man hat das Thema satt. Aber Lurche lieben die Metamorphose und verstehen es, ihren Fressfeinden zu entschlüpfen. Nächste Woche ist Buchmesse in Leipzig, da wird das literarische Getier wieder wieseln und wuseln. Als kleine Handreichung für den Messedschungel sei an den Nobelpreisträger T. S. Eliot erinnert, der einst folgendes Axolotl-Axiom aufstellte: „Unreife Dichter imitieren; reife Dichter stehlen; schlechte Dichter zerstören, was sie sich unter den Nagel reißen, und gute Dichter machen etwas Besseres oder wenigstens etwas anderes daraus.“

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