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Neues "Wir sind Helden"- Album: Band tourt mit Baby

Der neue Frontmann der Band "Wir sind Helden" heißt Friedrich. Zumindest gibt das knapp ein halbes Jahr alte Baby von Sängerin Judith Holofernes und Schlagzeuger Pola Roy den Ton an.

Berlin - "Die ganze Band hat jetzt ein Baby", sagte Holofernes jüngst in einem Interview. Friedrich ist fast überall dabei, für ihn wurde der Tourbus umgebaut, zwei Freundinnen wechseln sich mit dem Babysitten ab. "Wir sind überrascht und überglücklich, dass es so gut funktioniert, dass wir Familie und Beruf kombinieren können", sagt Papa Pola. Nur zwei Monate Babypause gönnte sich das Paar. Jetzt sind sie zurück auf der Bühne: Am Freitag erscheint das neue Helden-Album "Soundso".

Zwölf Songs sind auf der dritten Platte der Berliner Band, die als Pioniere der neuen Deutschpopwelle gelten. Mit ihren ersten beiden Alben "Die Reklamation" (2003) und "Von hier an blind" (2005) landeten sie Hits wie "Denkmal", "Guten Tag" und "Gekommen um zu bleiben". Das Debüt war stürmisch, der Nachfolger melancholischer. "Soundso" ist nun wieder etwas wilder und forscher geworden, mit mehr Tempo und mehr klanglicher Dichte, dafür etwas weniger verspielt.

Die Single-Auskopplung polarisiert die Fans

Inhaltlich hat sich Songschreiberin Holofernes beschäftigt mit Themen wie Arbeit ("Ode an die Arbeit"), Identität ("Soundso"), Angst ("Endlich ein Grund zur Panik") und Konkurrenz ("Die Konkurrenz"), Bindungsängste ("Für nichts garantieren"). Erst sollte die Platte den Titel "An die Arbeit" bekommen. Über das Thema hat die Band im Tourbus hitzig diskutiert. Es sei für Künstler "extrem reizvoll", sich mit der Definition von Arbeit auseinanderzusetzen, sagt Pola: "Muss Arbeit weh tun? Darf Arbeit Spaß machen? Ist es dann noch Arbeit? Oder geht es nur darum, hart zu arbeiten?" Weil sie keinen Namen fanden, der dem ganzen Album gerecht wurde, entschieden sich die Helden dann aber für "Soundso".

Die erste Single "Endlich ein Grund zur Panik" ist bereits veröffentlicht und spaltet selbst die größten Fans. In Internetforen wird das Lied als "grausam" bis "grottenschlecht" tituliert. Das freut die Helden aber angeblich - behauptet zumindest Gitarrist und Keyboarder Jean-Michel Tourette. Auch Pola sagt, die erste Single solle "richtig polarisieren". Zu lange sei die Band "everybody's darling" gewesen. Nachdem "Wir sind Helden" vor der Veröffentlichung von "Von hier an blind" ihre Angst vor dem Scheitern offen zugegeben hatten, geben sie sich jetzt um einiges selbstbewusster und entspannter. "Wir wollten uns nicht mehr so verrückt machen, wir sind sehr glücklich mit der Platte, sie ist so geworden, wie wir sie uns vorgestellt hatten", betont Pola.

Die Helden treten in diesem Jahr kürzer

Obwohl die Kombination von Familie und Beruf bei den Helden bisher bestens läuft, will die Band in diesem Jahr doch ein bisschen kürzer treten und etwas weniger Konzerte spielen. Bisher stehen rund 40 Shows auf dem Tourplan. Im vergangenen Jahr hatten Wir sind Helden, die auch schon Songs auf Französisch aufgenommen haben, auch einige Konzerte im Ausland gegeben. "Das hatte schon einen gewissen Reiz", sagt Jean. Auch von dem neuen Album wurden vier Songs auf Französisch übersetzt, die in Frankreich vielleicht als Bonustracks auf die Platte kommen sollen. "Wir finden, dass die Sprache gut zu unserer Musik passt", sagt Jean. Auf den großen internationalen Durchbruch schielen die Helden indes nicht: "Um vor 20 Leuten zu spielen, fliegen wir nicht nach Amerika." (tso/ddp)

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