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New York: Ausstellung verteidigt Darwin gegen die religiöse Rechte

Diesen Sonnabend eröffnet im American Museum of Natural History in New York eine große Darwin-Ausstellung. Sie ist ein Bekenntnis zu Darwins Evolutionstheorie.

New York - In den USA ist Charles Darwins Evolutionstheorie heute wieder ähnlich umstritten wie 1859, als er sie erstmals veröffentlichte. 51 Prozent der Amerikaner halten laut Umfragen nichts davon. In dieser aufgeheizten Atmosphäre eröffnet an diesem Samstag im American Museum of Natural History in New York die «größte Darwin-Ausstellung der Geschichte». Es ist alles andere als ein trockener Überblick, sondern ein für viele Amerikaner provozierendes Bekenntnis zu Darwins Lehre.

Etwa 200 Wissenschaftler arbeiten für das Museum, und kein einziger von ihnen glaubt an das Konzept vom «intelligenten Design», wonach die Vielfalt der Arten nur dadurch erklärt werden kann, dass ein Schöpfergott der Evolution einst die Richtung vorgab, gleichsam ihr Uhrwerk aufzog. Die Botschaft der Ausstellung lautet: Es ist nur ein «blinder Uhrmacher», der die Dinge in Bewegung hält - das richtungslose Naturgesetz von der natürlichen Auslese, vom Überleben des Stärkeren, des Bestangepassten. «Wir werden vielleicht doch einige Leute ins Grübeln bringen», hofft der Kurator Niles Eldredge.

Die Drei-Millionen-Dollar-Schau umfasst 400 Ausstellungsstücke, darunter lebende Tiere, eine Rekonstruktion des Darwinschen Studierzimmers und sein legendäres Notizbuch B, in dem er auf Seite 36 den ersten entwicklungsgeschichtlichen «Baum des Lebens» entwarf. «Das ist das Gegenstück zu Einsteins E=mc2», schwärmt Eldredge. Einiges ist erstmals seit Darwins (1809-1882) bahnbrechender Forschungsfahrt von 1831 bis 1836 wieder vereint: Mit Pistole, Teleskop und Gesteinshammer zog er damals in die südamerikanische Pampa und gelangte eher zufällig zu der Erkenntnis, «dass die Arten nicht unwandelbar sind».

An Bord des Forschungsschiffes «Beagle» lieferte sich der eigentlich harmoniebedürftige Darwin hitzige Wortgefechte mit Kapitän Robert FitzRoy, einem fanatischen Protestanten und Kreationisten, den heutigen Darwin-Gegnern nicht unähnlich. FitzRoy hatte Darwin ursprünglich nicht mitnehmen wollen, da er glaubte, die Form seiner Nase verrate einen Hang zur Faulheit.

Der scheue Darwin zögerte 20 Jahre, ehe er seine Theorie endlich veröffentlichte: «Es ist, als würde man sich des Mordes schuldig bekennen», empfand er. Zeitgenössische Karikaturen stellten ihn als Affen dar. Die Ausstellung zeigt, dass ihm private Geborgenheit half, die Anfeindungen zu ertragen. Wie Karl Marx und Sigmund Freud entwickelte er seine revolutionären Ideen als glücklich verheirateter Familienvater.

Oberflächlich betrachtet zeichnet die Ausstellung vor allem Darwins Leben nach, doch die biografischen Daten sind nur Anknüpfungspunkte, um die wichtigsten Argumente für seine Theorie auszubreiten: Da sind die Fossilien, anhand derer er Ähnlichkeiten zwischen ausgestorbenen und lebenden Arten feststellte. Da krabbeln die Galapagos-Schildkröten, die zwar auf allen Inseln der Südpazifik- Gruppe vorkommen, sich aber den jeweils unterschiedlichen Lebensbedingungen angepasst haben. Es ist eine Schau, die nicht nur informieren will: Sie plädiert vor allem auch für freie und unvoreingenommene Forschung.

Im Internet: www.amnh.org

(Von Christoph Driessen, dpa)

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