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Kultur: Nicht vergangen

Der Künstler Bernhard Heisig hat es zu spüren bekommenDie Vergangenheit ist nicht vergangen.Bernhard Heisig hat es zu spüren bekommen.

Der Künstler Bernhard Heisig hat es zu spüren bekommenDie Vergangenheit ist nicht vergangen.Bernhard Heisig hat es zu spüren bekommen.Seine Auswahl als einer derjenigen Künstler, die das Reichstags-Gebäude ausschmücken dürfen, wurde anfangs unter ästhetischen Gesichtspunkten diskutiert.Dann aber kam der biographische Vorwurf: Heisig war in der Waffen-SS.Er hat sich dazu nie geäußert, allerdings auch keinen Hehl daraus gemacht; und wer wollte, konnte es in seinen Bildern lesen.Wenn ein Maler sich mit Schuld und Verstrickung auseinandergesetzt hat, dann gewiß Heisig, der mit 16 Jahren in die Wehrmacht wollte und mit 18 in der Waffen-SS landete.Daß Heisig sich später erneut verstrickte und dem nachfolgenden SED-Regime in mancherlei Funktionen diente, sei nicht verschwiegen und ist auch von Heisig nicht bestritten worden.Auch davon ist in den Bildern zu lesen. Um die Kunstwerke aber müßte es eigentlich gehen, die in das Reichstagshaus als den zukünftigen Sitz des Bundestages kommen sollen.Nachdem sich der Kunstbeirat aus sehr verständlichen Gründen für die Generation der heute 60jährigen entschieden hat, die in ihren Biographien nicht nur Wehrmachtsdienst oder SED-Mitgliedschaft, sondern ebenso auch Übersiedlung in die Bundesrepublik und Reputation auf dem internationalen Parkett zu verzeichnen haben, kann man um die unschönen Bestandteile der Vergangenheit keinen Bogen machen.Es sind die Kunstwerke, über die gestritten werden darf und muß - und ebenso wenig, wie Heisigs Lebenslauf große Kunst garantiert, gilt dies für West-Heroen wie Sigmar Polke oder Gerhard Richter. Richter übrigens ist nicht nur gebürtiger Dresdner, er hat dort auch an der Akademie gelernt - in den frühen fünfziger Jahren, als die Doktrin des "Sozialistischen Realismus" am höchsten stand.Heisig studierte zu dieser Zeit in Leipzig.Es könnte spannend sein zu sehen, wie zwei so unterschiedliche Künstler, zwei so auseinanderweisende Lebenswege sich in ihren Reichstags-Arbeiten begegnen.Das wäre dann eine Gegenwart, in der die Vergangenheit nicht verdrängt wird, aber vergangen ist. BS

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