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Kultur: Nichts passiert

In den Bildern von Neo Rauch tut sich eine merkwürdige Welt von Unbestimmtheiten auf, die sich in Auge und Hirn festhakt.Eine Welt aus Dingen und Personen, die im Detail real wirken, aber dennoch als Ganzes weder zeitlich noch räumlich zu orten sind.

In den Bildern von Neo Rauch tut sich eine merkwürdige Welt von Unbestimmtheiten auf, die sich in Auge und Hirn festhakt.Eine Welt aus Dingen und Personen, die im Detail real wirken, aber dennoch als Ganzes weder zeitlich noch räumlich zu orten sind.Menschen agieren in Räumen, die an Fabrik und Büro, Werkhalle und Unterrichtsraum erinnern, ohne daß der funktionale Zusammenhang erkennbar wäre.Arbeits- und Aktionsräume, Fortschrittsszenarien - aber nichts passiert.Ein beunruhigender Stillstand.

Neo Rauch, 1960 in Leipzig geboren, Studium bei Arno Rink und schließlich Meisterschüler bei Bernhard Heisig, ist zu einem der jungen Stars der deutsch-deutschen Kunstszene geworden, dessen Werk man im letzten Jahr in Leipzig mit einer musealen Ausstellung würdigte.Der neoexpressive Überschwang der Lehrjahre ist längst einer überlegten, wohltemperierten Malerei gewichen.Rauchs Werke, mitunter der blassen Rubrik "Neue darstellende Malerei" zugeordnet, sind eine Malerei der Erfindung: Gedankenbilder mit unterschiedlichen Bildebenen, Perspektiven und Oberflächen, Ausschnitten und Zitaten.Höchst artifizielle Produkte, aber kombinatorisch überzeugend und von ironischem Grundton.

So rätselhaft und vieldeutig die Bilder (4000 DM bis 20 000 DM), so auch ihre Titel: "Reservetank" und "Tank" lassen an die alltägliche Automobilisierung ebenso denken wie an Motorsport oder Militär, "Front" und "Wund" stellen Bezüge zu Krieg und Hospital her.Mit "Büro", "Galeriebild" und "Unerträglicher Naturalismus" scheinen die Sphären industrieller und ideologischer Produktion miteinander verstrickt.Durch "die rigorose Aussonderung des Dynamischen aus unseren Lebensprozessen", die der Künstler als "unabdingbaren Vorgang" für seine Arbeit ansieht, entsteht eine Situation des Abwartens und der Unsicherheit.Wie in Bereitschaft, hält die Menschen doch etwas fest und macht sie steif.Es sind genormte Menschen, Attrappen, Konstrukte - eine langlebige Spezies, immer wieder unter neuen Vorzeichen zugerichtet.Aber der Boden ist brüchig geworden.Was hinter der Schattenwelt lauert, bleibt offen. MN

Galerie Eigen + Art, Auguststraße 26, bis 23.Januar; Dienstag bis Freitag 14-19 Uhr, Sonabend 11-17 Uhr, Katalog 12 DM.

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