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Kultur: Nie wieder Grand Prix

POP

Es wollte niemand mitkommen. Und wie’s schien, ging das auch anderen so. Der Rote Salon ist kaum zur Hälfte voll, was wenig ist für einen, den man aus dem Fernsehen kennt und der mit „Meer sehn“ sogar einen veritablen Radio-Hit hatte. Aber dann hat er auch diesen merkwürdigen Namen: Der Junge mit der Gitarre . Und als wäre das nicht schon Zumutung genug, fiel Tobias Schacht nichts Besseres ein, als beim Grand Prix mitmachen zu wollen. Er wurde Vorletzter. Was für ein Missverständnis! „Es war die schwerste Zeit meines Lebens/ Ich hab es gut gemeint, doch vergebens“, singt der gebürtige Hamburger ein Jahr später („Nie wieder Grand Prix“) und schlägt messerscharfe Rockakkorde aus seiner Akustikgitarre. Das klingt eher nach den Toten Hosen als nach Rio Reiser. Denn im Pathos von Behauptungen wie „Ich bin die Waffe“ schwingt die gebrochene Provokationslust eines Entertainers mit, der zwar ernste Themen behandeln, aber den Leuten den Spaß nicht verderben will. Punk als Zitat. Das geht nicht immer gut. Unbeholfene Balladen stehen neben wuchtigen Nummern, die sich mal eines Disco-, mal eines Funk-Beats bedienen. Aber zum Glück will das ausgezeichnete Trio (mit dabei: Stefan Nietzky am Bass und Schlagzeuger Marco Möller) nicht auch noch durch Raffinesse glänzen. So preschen die drei durch die Songs des nächste Woche erscheinenden Albums „Im Affekt“, und man wünscht sich nur noch, dass Schacht es so ernst meint, wie er tut.

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