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Kultur: Niemals kopflos

Philharmonie: RSB und Rundfunkchor Berlin unter Frühbeck de BurgosVON ECKART SCHWINGERAls der Verdischen Weisheit letzter Schluß wird gern der hintersinnig heitere "Falstaff" bezeichnet.Aber der Schlußpunkt von Verdis Schaffen ist er nicht.

Philharmonie: RSB und Rundfunkchor Berlin unter Frühbeck de BurgosVON ECKART SCHWINGERAls der Verdischen Weisheit letzter Schluß wird gern der hintersinnig heitere "Falstaff" bezeichnet.Aber der Schlußpunkt von Verdis Schaffen ist er nicht.Der greise Komponist setzte sich noch einmal mit der Musica sacra beziehungsweise mit den "letzten Dingen" auseinander.Nach und nach entstanden die gegensätzlich gelagerten, disparaten "Quattro Pezzi Sacri" mit dem überraschend offenen, nachgerade modernen Schluß beim "Te Deum".Als ein zyklisches Werk waren die "Vier geistlichen Stücke" von Verdi nicht konzipiert.Dennoch hinterließ die Aufführung in einem Konzert des RSB mit dem Rundfunkchor Berlin (Ulrike Grosch) unter Rafael Frühbeck de Burgos in der Philharonie einen in sich sehr geschlossenen und überzeugenden Eindruck.Die ebenso artifiziellen wie archaisierenden Momente, die schwerelos dahinschwebenden Klangbilder, die prachtvolle Farbigkeit, die an die barocke Kirchenmusik Italiens erinnert - das alles kam unter einem großen Bogen eindringlich zum Tragen.In den Sog starker dynamischer Eruptionen geriet man danach bei Mahlers erster Sinfonie.Gleichwohl ging Rafael Frühbeck de Burgos niemals kopflos, sondern beherrscht und doch temperamentgeladen zu Werke.Daß man gerade bei diesem nicht unbekannten Mahler einiges auch in anderer klangpsychologischer Ausleuchtung kennt, sei nicht verschwiegen.Leider wurden die raumakustischen Möglichkeiten der Scharounschen Philharmonie nicht ausgekostet.Die dem ersten Satz eigenen Dimensionen der Nähe und Ferne kamen nicht heraus.Da geriet klangdramaturgisch einiges zu pauschal.Die an Schubert erinnernden Einschübe mit den Ländler- und Walzeranklängen wurden dagegen poesievoll aufgelichtet und in charmanter Weise akzentuiert.Auch im Finale erfuhren die lyrischen Einblendungen durch Frühbeck de Burgos und das gut aufgelegte Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin eine besonders sensible Ausformung.Und am Ende verfehlten die Mahlerschen Gipfelstürme ihre Wirkung keinesfalls, zumal sie auch noch optisch hervorgehoben wurden durch die sieben Hornisten, die im Stehen auf ihren blank gewienerten Instrumenten bravourös losschmetterten.

ECKART SCHWINGER

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