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Kultur: Nimm zwei! - Eröffnung des Galerieprogramms "SSK Joanna Kamm"

SSK war bislang ein Projektraum für jüngere Künstler, die ihre Arbeit vor dem Publikum testen und sich davon befreien wollten. Seit 1998 wurden mehr als fünfzig Künstler vorgestellt.

SSK war bislang ein Projektraum für jüngere Künstler, die ihre Arbeit vor dem Publikum testen und sich davon befreien wollten. Seit 1998 wurden mehr als fünfzig Künstler vorgestellt. Nun beschränkt sich die Initiatorin Joanna Kamm auf jene, mit denen sie kontinuierlich kooperieren wird, nennt den Projektraum "Galerie" und präsentiert ihr komplettes Programm bis Februar 2001. Jede Schau dauert vier Wochen, in denen zwei Künstler eine Dialog-Arbeit vorstellen. Gabriele Basch, Andreas Schimanski, Beate Spalthoff - netzwerkbewusste Künstler, die überregionale Anbindung suchen.

Annette Kisling und Albrecht Schäfer eröffnen die Serie und stellen ihren Dialog unter ein Zitat des Schriftstellers George Perec. "Wenn unseren Blick nichts aufhält, trägt unser Blick sehr weit. Doch wenn er auf nichts stößt, sieht er nichts; er sieht nur das, worauf er stößt: der Raum ist das, was den Blick aufhält." Diese Grenzen setzen sie in Szene: Kisling mit Fotos von Bauten, Grünanlagen und Verwilderungen im öffentlichen Raum (Auflage 5, 680 Mark), Schäfer mit am Computer manipulierten Fotos zum Städtebau (Auflage 5, 2200 Mark). Während Kisling hinein in die Stadt geht und ihre Beobachtungen mit der Kamera festhält, bleibt Schäfer zuhause am Terminal und reduziert gebaute Wirklichkeit auf den Zustand eines Modells. Es ist ein radikaler Rückbau zum Entwurf, der die Spuren der Wirklichkeit bewahrt: eine Arbeit, die nur als Fiktion und Denkmodell möglich ist. Die Erkundungen im Stadtraum ergänzt ein Ruhezimmer mit lichtgrauem Wabenmuster an den Wänden. "Der Raum, das ist, wenn man sich umdrehen muss, damit es wieder weitergeht", zitieren die Künstler Perec. Sie drehen sich um, halten fest, was sie sahen und sind ohne Rat. Schäfer spult die Zeit vorwärts und verkehrt sie. Kisling erblickt im Sucher eine Wirklichkeit, der sie nicht traut. Beide kann man sich gut im Film "Matrix" vorstellen: Als wären sie darauf aus, den Code zu knacken. Vielleicht beim nächsten Mal. Für dieses Mal ist klar, dass sie dem Sichtbaren die Welt der Vorstellungen vorziehen.SSK, Linienstraße 158, bis 22. April; Mittwoch bis Freitag 14-19 Uhr, Sonnabend 12-17 Uhr.

Peter Herbstreuth

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