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Kultur: No sex, no war!

Tobias Lehmkuhl über bärtige Männer, gute Asketen und Geschlechtskrankheiten George W. Bush dürfte noch nicht gelesen haben, was Gunnar Heinsohn in seinem neuen Buch „Söhne und Weltmacht“ feststellt: dass die größte Bedrohung für den Weltfrieden die so genannten „youth bulges“ sind, die überproportional hohen Anteile junger Männer an der Gesamtbevölkerung eines Landes.

Tobias Lehmkuhl über bärtige Männer, gute Asketen und Geschlechtskrankheiten

George W. Bush dürfte noch nicht gelesen haben, was Gunnar Heinsohn in seinem neuen Buch „Söhne und Weltmacht“ feststellt: dass die größte Bedrohung für den Weltfrieden die so genannten „youth bulges“ sind, die überproportional hohen Anteile junger Männer an der Gesamtbevölkerung eines Landes. „Kultur hin, Religion her“, die eigentliche Ursache für Krieg und Terror, meint der Bremer Sozialpädagoge Heinsohn, sei ein unkontrolliertes Bevölkerungswachstum wirtschaftlich unterentwickelter Staaten.

Und was tut Präsident Bush, um dieser Gefahr zu begegnen? Lässt er Tarnkappenbomber mit Kondomen bestücken, auf dass es über Pakistan Gummis an kleinen Falschirmchen regne? Nein. Oder ruft er seine Landsleute dazu auf, einer drohenden Überzahl beispielsweise von islamischen Männern durch vermehrte eigene geschlechtliche Aktivität entgegenzutreten? In den neoprüden USA ist daran nicht zu denken. Anstatt dafür zu sorgen, dass man den Wellen bärtiger Terroristen immer neue, schmucke Marines entgegenwerfen kann, hat Bush in seiner jüngsten Rede zur Lage der Nation die Amerikaner zu sexueller Enthaltsamkeit aufgerufen und eine Verdoppelung des Etats für „abstinence programs“ angekündigt.

Abstinenz-Programme? Etwas verdutzt denkt der immer noch lüsterne, wenn auch nicht weniger zeugungs- und gebärunfreudige Alteuropäer: Warum das denn? Da tönt ihm schon Bushs Antwort entgegen: „to avoid sexually-transmitted diseaseses“. Geschlechtskrankheiten, gibt es die bei uns überhaupt noch? Ein anderer Amerikaner, Henry Miller, ließ es sich in den dreißiger Jahren in Paris gut gehen und schrieb lange Bücher über Sex, Syphilis und Tripper. Mit dem Zweiten Weltkrieg schien die gefährliche Zeit dank Penicillin und aus Amerika importierter Hygiene vorbei.

Doch was ist mit den „youth bulges“? Wahrscheinlich hat sich Bush nur seine eigenen Gedanken gemacht. Etwa in die Richtung: Zuviel Verkehr führt zu Aids, womit sich die zeugungsfreudigen Fundamentalisten ins eigene Fleisch schneiden. Die bärtigen jungen Männer werden es vor lauter Immunschwäche in Zukunft gar nicht mehr über den Atlantik schaffen. Youth bulges? - bullshit. Das Problem erledigt der Beischlaf. Und die Alteuropäer wissen nun, wie sie ihre transatlantische Verbundenheit beweisen, können. Wir sollten auf die Kondompackungen schreiben: Sex gefährdet Ihre Gesundheit und die Ihrer Umgebung!

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