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Kultur: Noch ein Geschäft

Bernhard Schulz über Product Placement im Museum

Italienisches Design steht seit jeher auf der Schwelle zwischen Gebrauchsgegenstand und Kunst. Erinnern nicht die elegante Linienführung der Automarke F. oder des Modemachers A. sofort an Skulpturen von Hans Arp oder Constantin Brancusi? Warum dann nicht im Museum zeigen? So kamen die Autofirma F. und der Modemacher A. denn auch zur Ehre einer Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie Berlin. Das klitzekleine Problem, dass man solche Firmenausstellungen auch als Product Placement in öffentlich finanzierten Einrichtungen missbilligen könnte, wurde von den Verantwortlichen seinerzeit großzügig übergangen.

Mittlerweile ist die Sensibilität für das allgegenwärtige Vordringen von Werbung und Warenwelt deutlich gewachsen. So sind die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten für ihr bisher geübtes Laisser-faire erheblich in die Kritik geraten. Dass die Staatlichen Museen am Kulturforum ab Donnerstag die Produkte der italienischen Modefirma M. M. präsentieren, die selbstverständlich auch in Berlin eigene Ladenlokale betreibt, darf man mit Stirnrunzeln zur Kenntnis nehmen. Naiv wird in der Vorschau auf die Veranstaltung reines Werbesprech nachgeplappert. Betont wird da die „forcierte Marktpräsenz der eigenen Ladengeschäfte, die heute 90 Länder auf allen fünf Kontinenten umspannen“. Und mindestens ein Museum, muss man nunmehr hinzufügen.

Apropos: Für die Neue Nationalgalerie hätten wir einen bestens zur Sammlung des Hauses passenden Ausstellungsvorschlag: „United Colors of B.“.

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