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Noel Gallagher.

© REUTERS

Noel Gallaghers Comeback: Pop ist der Plan

Ein Versprechen auf ein gelungenes Spätwerk: Noel Gallaghers High Flying Birds halten sich auf „Who Built The Moon?“ ans Schnelle und Kurze.

Als sich Blur und Oasis in den neunziger Jahren um die Krone des Britpop stritten, war immer klar: Verdient hatten diese beide. Auch Beatleshaftes war beiden Bands in ihren Songs zu eigen, bei den einen, Blur, etwas feinnerviger, bildungsbürgerlicher, verspielter, bei den anderen, Oasis, großspuriger, verrockter, prolliger. Und größer als die Beatles schienen zu der Zeit ebenfalls beide Bands zu sein.

Erst nach dem Britpop-Hoch, im Verlauf der zweiten Karriere, nach den jeweiligen Splits, zeigte sich, wer mehr Substanz hatte, wer offener für viele andere musikalische Strömungen war, wer die Krone des Pop weiter im Visier haben durfte: Damon Albarn von Blur, vor allem mit den Gorillaz, aber auch mit seinen diversen anderen Projekten.

Die beiden Gallagher-Brüder jedoch schienen ihre kreative Kraft vollkommen verbraucht zu haben, mal abgesehen von den immer nervtötenderen Streitereien untereinander. Weder Liam mit seiner Band Beady Eye noch sein zwar weniger charismatischer, dafür besser Songs spielender und komponierender Bruder Noel mit seinen High Flying Birds vermochten annähernd, den Zauber der ersten beiden Oasis-Alben nur in einen ihrer Songs hineinzubekommen. Ödester Gniedelrock war Trumpf.

Nun scheint Noel Gallagher mit der Veröffentlichung des dritten High-Flying-Birds-Albums „Who Built The Moon?“ die Kurve bekommen zu haben, so vielseitig es mitunter ist, so melodiös viele der Songs sind. Es beginnt schon ungewöhnlich mit quietschend-psychedelischen Sounds im Eingangsstück, aus denen sich nach und nach ein wehmütig-hymnischer Refrain herausschält, der dann stetig wiederholt wird: „You gotta get yourself together/You gotta get yourself together ...“

Bubblegum-Pop und Glamrock

Solcherart eingestimmt, scheint sich Noel Gallagher, produziert von David Holmes, mit seiner manchmal relativ stumpf vor sich hin rockenden Band und auch der dezenten Beteiligung von Paul Weller und Johnny Marr einmal quer durch die Popgeschichte spielen zu wollen. Da gibt es hier eine Prise Beach Boys, dort ein bisschen Stevie Wonder, hier ein paar Bläser, dort ein Piano, hier ein bisschen Bubblegum-Pop, dort etwas Glamrock, und schließlich, in einem der schönsten Songs des Albums, wirklich sehnsüchtig hingeschmachtete melodiöse Zeilen wie „It’s a beautiful dream/A beautiful night/It’s a beautiful world/When we dance in the light/All that is real/And all that is mine is right“. Wobei in diesem Song das kleine französische Zwischenspiel fast wieder ein bisschen zu viel des Guten, Überflüssigen ist. Und trotzdem: eine Ausnahme.

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Denn Gallagher, früher ein Meister darin, bestimmte Riffs wieder und wieder zu wiederholen, Songs endlos auszuwalzen, bis nur noch Langeweile übrigblieb, nimmt sich dieses Mal zurück, kein Stück dauert länger als vier Minuten. Pop steht wieder auf dem Plan, kein Pubrock, schneller Pop, nicht episch, sondern den Augenblick feiernd, selbst für zwei elegische Instrumentals ist Platz.

Am Ende, als Bonustrack, folgt der Höhepunkt des Albums, „Dead in the Water“. Diese Ballade hat Noel Gallagher live in einem Dubliner Studio eingespielt und nachträglich spontan noch auf das Album genommen. Der Song wäre auch auf „(What’s The Story) Morning Glory“ von Oasis herausgestochen. Er wirkt, so spät er da auf dieses Album gerutscht ist, wie ein Versprechen auf ein gelungenes Spätwerk.

„Who Built The Moon?“ von Noel Gallaghers High Flying Birds ist bei Caroline erschienen.

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