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Anna (Noomi Rapace) in Angst.

© NFP

Noomi Rapace im Film "Babycall": Horror in der Kleinraumwohnung

Noomi Rapace ist berühmt geworden durch ihre Rolle als Hackerin in der "Millennium"-Trilogie. Aber sie kann auch anders. In "Babycall" gibt sie eine panische alleinerziehende Mutter - und das sehr beeindruckend.

„Woher weißt du, dass das, was du erinnerst, wahr ist?“, fragt Anna (Noomi Rapace). Diese Frage steht nicht nur für Annas Wahrnehmungsproblem, sondern überhaupt für das Prinzip unzuverlässigen Erzählens, das Pål Sletaunes MysteryThriller „Babycall“ zugrunde liegt. Hinter dem Wald könnte tatsächlich jener See liegen, den Anna dort zweimal sieht – oder eben der Parkplatz, den sie ein anderes Mal an selber Stelle vorfindet.

Anna ist eine überbesorgte Mutter, die ihren achtjährigen Sohn Anders (Vetle Qvenild Werring) weder draußen spielen noch alleine schlafen lässt. Dass man im Leben auch mal hinfallen muss, weil es zum Laufenlernen gehört, blendet sie aus. Denn Anna wird von Angst geleitet – Angst vor ihrem Mann, der einst versucht haben soll, den Sohn umzubringen. Mutter und Kind flüchten sich in eine bedrückend karge Sozialwohnung, die der Film in kühlen, blaustichigen Bildern zeigt. Kurz nach dem Einzug überziehen schwarze Blutergüsse den Körper des Jungen. Ist die alleinerziehende Mutter selber eine Bedrohung?

Als zwei Mitarbeiter des Jugendamts veranlassen, dass Anders in seinem eigenen Zimmer schläft, kauft Anna sich ein Babyfon, mit dem sie ihn auch nachts überwachen kann. Doch selbst auf die Technik ist kein Verlass: Dank rätselhafter Störungen erweist sich das Gerät bald als ebenso unzuverlässig wie Annas Wahrnehmung.

Ob Babyfon, ob Sozialarbeiter – das Motiv der Überwachung ist in „Babycall“ überall. Nur schafft sie eben nicht jene „objektive“ Wahrheit, die dem fotografischen und auch filmischen Bild gemeinhin als Mythos anhaftet. Trügerisch sind die Bilder hier schon deshalb, weil sie fast ausschließlich Annas höchst unzuverlässige Perspektive einnehmen. Was zum Genrefilm passt: „The Sixth Sense“ und auch „The Others“ setzten Zeichen, wenn es um die Verwischung der Grenzen zwischen Einbildung und Realität geht. Für den geübten Zuschauer wirkt „Babycall“ deshalb recht vorhersehbar. Noomi Rapace allerdings, berühmt geworden als Hackerin in der „Millennium“-Trilogie, spielt auch die paranoide Mutter so, wie man sie kennt: stark und subtil zugleich.

Alhambra, Cinemaxx, Kulturbrauerei

Martin Gobbin

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