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Kultur: Nullkommaetwas in Nullkommanichts

Das Gute an den Berlinale-Kurzfilmen ist, dass man sich den ganzen Wettbewerb in weniger als zwei Stunden angucken kann. Gut ist auch, dass man die schlechten Berlinale-Kurzfilme danach sofort vergessen hat und auch nicht im Cinemaxx-Foyer herumstehen und über schlechte Filme reden muss.

Das Gute an den Berlinale-Kurzfilmen ist, dass man sich den ganzen Wettbewerb in weniger als zwei Stunden angucken kann. Gut ist auch, dass man die schlechten Berlinale-Kurzfilme danach sofort vergessen hat und auch nicht im Cinemaxx-Foyer herumstehen und über schlechte Filme reden muss. Richtig blöd allerdings ist, wenn man nach dem Berlinale-Kurzfilm-Wettbewerb alles vergessen hat und auch nicht mehr weiß, warum man überhaupt herumsteht im Cinemaxx-Foyer. Aber so ist dies immerhin jetzt die definitv kürzeste Filmkritik im Wettbewerb geworden.

Berlinale 2002 Online Spezial: Internationale Filmfestspiele Tagesspiegel: Alle Berichte, Reportagen, Rezensionen Gewinnspiel: meinberlin.de verlost Filmbücher Fotostrecke: Stars und Sternchen auf der Berlinale PS: Das ist natürlich ungerecht, weil es doch einen Kurzfilm auf der Berlinale gab, der so etwas wie Figuren und Menschen besaß, die von Schauspielern dargestellt wurden, die mehr waren als die Verlängerung einer Regie-Idee, eines Gags und eines Plots, der nur Plot war, ohne Fleisch drumherum. "Small world" heißt er, von Franziska Stünkel. Allerdings lief dieser Film nicht im Wettbewerb, sondern total außer Konkurrenz, im "European Filmmarket", und ich bin da auch nur durch einen Geheimtipp hineingeraten. In "Small world" spielt Fritzi Haberlandt eine der rührendsten Figuren der Berlinale: Ein Mädchen, das jeden Tag über ihren Balkon klettert und unter Lebensgefahr ihre Fensterscheiben von außen mit Farbe bekleckert, weil sie sich in den Fensterputzer verliebt hat. Die Szene, wie sie dann verzückt in ihrer Wohnung steht und der junge Fensterputzer wieder wie ein Engel vor ihrer Scheibe hängt und putzt - das ist so schön bedingungslos und dabei viel komischer als die tolle, ernste Tom-Tykwer-Liebe in "Heaven".

Oh, jetzt fällt mir doch noch ein Kurzfilm ein aus dem Wettbewerb! Der gewinnt bestimmt (wenn man sich nicht aus Political Correctness für die schön abgefilmten Tränen von Jason Kilot entscheidet, der das Entsetzen der New Yorker über den 11. September in deren Gesichtern mit Klaviermusik spiegelte). Also: Ein Mann fällt vom Himmel. Eine Frau verlässt in dem Kurzfilm "At Dawning" von Martin Jones fluchtartig einen schnarchenden Mann, mit dem sie geschlafen hat, den sie aber eigentlich gar nicht kennt.

Sie will durchs Fenster, aber plötzlich rauscht ein Mann vorbei und bleibt direkt vor ihr im Baum hängen. Er ist im Begriff sich umzubringen, weil seine Frau mit einem anderen schläft. Na, und dann diskutieren die Frau und der Mann über Sex, Affären, Frauen und Männer, und da solche Gespräche ja in der Regel immer etwas zu lange dauern, bricht der Ast vom Baum und der Mann stürzt in die Tiefe. Ja, ein schöner, ein wahrer Film vom Reden über die Liebe.

Wow, mir fällt noch ein Kurzfilm ein! Der junge Mann in dem kirgisischen Beitrag von Marat Saralu wird wahrscheinlich auch abstürzen. Er hat sich ein Flugmaschine gebastelt, weil der Traum vom Fliegen für ihn das einzige ist, sich über die trostlose Leere seines Dorfes zu erheben. Der Film zeigt, wie der junge Mann mit seinem Fahrrad und seinem Fluggerät durch das kleine Dorf fährt, in der die Zeit still steht und sich nichts bewegt. Je mehr der Junge in die Nähe der Hügel kommt, von denen er starten will, desto mehr wechselt der Film von Schwarzweiß in Farbe. Keine unbedingt neue Idee, aber immerhin wird sehr zärtlich erzählt, wie die Augen eines Menschen immer größer werden und Poesie und ein Traum darin zu leuchten beginnen. Ja, ein bisschen sieht er dabei aus mit seinem Fluggerät wie die junge Frau vor ihrer verklecksten Scheibe, durch die sie hindurch ihren geliebten Fensterputzer betrachtet.

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