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Kultur: "Nur noch 60 Sekunden": Vorwärtsfahrten, Rückwärtsfahrten

Mit Actionfilmen ist es wie mit Currywurst und Fritten: Die Rahmenbedingungen stehen unerschütterlich fest. Während die Currywurst vor allem fettig sein muss, hat der Actionfilm im Prinzip seine Aufgabe erfüllt, wenn es stinkt und kracht, die Guten eindeutig von den Bösen zu unterscheiden sind und gegen Ende mindestens ein ganzer Fuhrpark in die Luft fliegt.

Von Susanna Nieder

Mit Actionfilmen ist es wie mit Currywurst und Fritten: Die Rahmenbedingungen stehen unerschütterlich fest. Während die Currywurst vor allem fettig sein muss, hat der Actionfilm im Prinzip seine Aufgabe erfüllt, wenn es stinkt und kracht, die Guten eindeutig von den Bösen zu unterscheiden sind und gegen Ende mindestens ein ganzer Fuhrpark in die Luft fliegt.

Wenn der Held dann noch einen ganz, ganz fiesen Gegner hat und einen so sensiblen Augenaufschlag wie Nicolas Cage, wenn er seiner Mutter ein guter Sohn ist und sich um seinen missratenen kleinen Bruder kümmert, dann verzeiht man ihm selbst das Delikt, das im Bewusstsein des autofahrenden Teils der Menschheit vermutlich gleich nach Meuchelmord kommt: Autodiebstahl.

Cage ist in "Nur noch 60 Sekunden" natürlich nicht irgendein Autodieb, Actionfilme leben schließlich von Superlativen. Er ist der beste Autodieb der Welt. Ergo muss es in diesem Film die halsbrecherischsten aller Verfolgungsjagden geben. Röhrende Motoren, quietschende Reifen, Perspektiven aus dem Hubschrauber, von ganz unten, aus der Sicht des Fahrers, aus der des Polizisten, der gleich umgenietet wird, Vorwärtsfahrten, Rückwärtsfahrten, Fahrten in Schlagenlinien und über Rampen - wer wie die unglückliche Autorin dieser Zeilen anfällig ist für Reiseübelkeit, dem wird es nicht leicht gemacht im Kino.

Worte werden wenige gewechselt. Echte Männer handeln. Eine weißblonde Quotenfrau haben sie auch dabei, Sway (Angelina Jolie), die lüstern stöhnt, sobald sie einen Motor aufheulen lässt. In ein so grob behauenes Format gehören Schauspieler, die praktisch nur ihr Gesicht in die Kamera halten müssen, um die ganze Leinwand zu füllen. Jolie, Cage und Delroy Lindo als der Cop, der ihn auf dem Kieker hat, können das ohne Weiteres. Der ausgezeichnete englische Charakterdarsteller Christopher Eccleston als die Ausgeburt des Bösen Calitri wirkt in dieser vom Männerschweiß neuzeitlicher Primaten getränkten Umgebung dagegen wie ein aufgeregt schimpfender Rohrspatz. Macht nichts, so lange der Rest stimmt. Und hinterher nischt wie an die Frittenbude.

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