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Nutzerverhalten im Internet: Jammern auf hohem Niveau

Die meisten Bürger laden inzwischen brav legal Filme und Musik im Internet runter. Trotzdem fordert die Kreativbranche immer noch harte Regelungen für illegale Downloader.

Der Musikbranche geht es gut, der Film- und der Buchbranche auch. Die Nutzer konsumieren, lesen auf e-Readern, leihen sich Filme in Online-Videotheken aus, kaufen Songs bei iTunes oder streamen sie bei Spotify. Das legale Angebot im Internet wird besser, die öffentliche Akzeptanz nimmt zu. Auch dass Künstler entlohnt werden sollten, halten die meisten Deutschen für richtig. Und von dieser neuen Partei, die mal den freien Flow der Kulturgüter gefordert hatte, hört man nicht mehr viel. Deutschland 2013, vereint in Digital-Content-Wertschätzung. Könnte man meinen.

Was aber tun Verbände, wenn sie nichts zu jammern haben? Schweigen sie? Sind sie zufrieden? Nein, sie jammern auf hohem Niveau weiter. Und rufen nach der harten Hand. Wer die Präsentation der neuen Studie zur Digitalen Content-Nutzung (DCN), die Musik-, Buch- und Filmwirtschaft seit drei Jahren veröffentlichen, miterlebt hat, der weiß, wo die Reise hingehen soll: Nutzer, die sich Inhalte illegal besorgen, sollten von ihren Providern angezählt werden. Und nein, die Deckelung von Abmahngebühren auf 150 Euro, zu der die Bundesregierung sich endlich durchzuringen scheint, unterstütze man nicht.

Dabei wäre es an der Zeit, die Zügel lockerer zu lassen. Ein Großteil der Bevölkerung ist längst auf Linie. Die Zuckerbrot-und-Peitsche-Strategie der Kreativbranche scheint aufgegangen. Die aktuelle Studie zeigt: 96 Prozent der Deutschen wissen, dass das Downloaden von urheberrechtlich geschützten Inhalten über Peer-to- Peer-Netze verboten ist. 76 Prozent nutzen die legalen Plattformen, weil sie sich rechtlich sicher fühlen wollen. Die Hälfte der Befragten gab an, sich sehr beziehungsweise ein bisschen für das Urheberrecht zu interessieren. Brave Bürger.

Warum bei Rückenwind nicht noch ein paar Suggestivfragen stellen, mögen sich die Auftraggeber der Studie gedacht haben. Ob es sinnvoll sei, Warnhinweise zu verschicken, bevor rechtliche Sanktionen eingeleitet werden? Ja, sagen 70 Prozent, lieber erst Stoppschild, dann Post vom Anwalt. In der Pressemitteilung wird daraus: „Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung befürworten einen Warnhinweis vom Provider im Fall von illegalen Downloads.“ Manchmal erkennt man politische Lobbyarbeit an dem, was weggelassen wird. Astrid Herbold

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