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Kultur: Ökumene: Lehmann gegen "falsche Höflichkeit"

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, hält den Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche für gerechtfertigt. Trotzdem sei der Zeitpunkt zur Veröffentlichung der jüngsten Erklärung des Vatikans - "Dominus Iesus" - nicht gut gewählt.

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, hält den Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche für gerechtfertigt. Trotzdem sei der Zeitpunkt zur Veröffentlichung der jüngsten Erklärung des Vatikans - "Dominus Iesus" - nicht gut gewählt. Er hätte sich hier mehr Sensibilität gewünscht, sagte der Mainzer Bischof der "Welt am Sonntag". Andererseits dürfe man im ökumenischen Dialog auch keine "falsche Höflichkeit" an den Tag legen. Einige klärende Worte zu den Grenzen der Ökumene seien "wohl überfällig" gewesen. Der Abschnitt über die Stellung und das Verständnis der Kirche sei jedoch als "Einladung zur verzerrten Wahrnehmung begriffen" worden.

Dass die katholische Kirche an "der unbedingten Verbindlichkeit der Wahrheit ihrer Glaubensinhalte" festhält, darf laut Lehmann nicht mit Fanatismus oder einem unüberlegten Fundamentalismus verwechselt werden. "Der Anspruch auf Wahrheit gehört zum Begriff der Kirche und mehr oder weniger zu jeder Religion", sagte der Bischof. Der Eindruck, dass in der vatikanischen Erklärung andere christliche und nicht-christliche Religionen gering geschätzt würden, müsse deshalb dringend korrigiert werden, meinte Lehmann. Zur Offenheit der katholischen Kirche gehöre auch die Bereitschaft, die "wahrhaft christlichen Einsichten" anderer anzuerkennen und zu schätzen. Dabei habe es allerdings keinen Zweck, vor lauter Euphorie "das Trennende in seinen tieferen Gründen" zu übersehen. Hier erwarte er auch von den evangelischen Kirchen "mehr Sensibilität für die Schwierigkeiten, die einem anderen zukommen, wenn er sich treu bleibt".

Der Vorsitzende der vatikanischen Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger wiederum betont in einem Buch, das im Oktober erscheinen soll, den Primat der katholischen Kirche gegenüber Protestantismus und Judentum. Dies berichtet das Magazin "Focus". Die Katholiken wollten den Juden Christus zwar nicht aufzwingen, doch sie warteten auf den Augenblick, an dem auch Israel zu Jesus Ja sage. Auf eine mögliche Vereinigung mit der protestantischen Kirche angesprochen, erklärte Ratzinger laut "Focus", es gehe nicht um bestimmte Anschlüsse, sondern darum, dass der Glaube wieder in eine gemeinsame Kirche münde: "Wir sind als Katholiken davon überzeugt, dass diese eine Kirche in ihrer Grundform in der katholischen Kirche gegeben ist."

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