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Kultur: Ohren auf!

Es klingt beinah wie die Geschichte der Love Parade: Vor zehn Jahren begann die Veranstaltung mit 18 Ständen in einem Kölner Jugendzentrum, mittlerweile ist sie die weltweit größte ihrer Art.Doch bei der heute beginnenden "Popkomm.

Es klingt beinah wie die Geschichte der Love Parade: Vor zehn Jahren begann die Veranstaltung mit 18 Ständen in einem Kölner Jugendzentrum, mittlerweile ist sie die weltweit größte ihrer Art.Doch bei der heute beginnenden "Popkomm." geht es nicht so sehr darum, daß sich alle liebhaben: Der Publikumstag wurde schon vor einigen Jahren auf Wunsch der Aussteller gestrichen.Dafür verwandelt sich die halbe Stadt in ein Festivalgelände.Knapp 400 Bands spielen in Clubs, auf den Rheinwiesen und auf dem gesperrten Innenstadtring.Soviel Kirmes muß schon sein.Doch die Branche ist nicht in Partylaune.Der deutsche Tonträgermarkt bekommt nach Jahren des Wachstums die Auswirkungen nachlassender Kaufkraft zu spüren.In Stückzahlen ist der Absatz stabil.Aber die Leute kaufen immer mehr "Best-of"-CDs, statt ihre Ohren neuen Künstlern zu öffnen.Die Plattenfirmen vermeiden Risikos und investieren eher zögerlich in neue Trends.Die Leute kaufen immer weniger, weil es angeblich nichts Spannendes zu entdecken gibt.So entsteht die gähnende Langeweile des Massen-Marktes.Dabei gibt es immer reichlich neue und aufregende Musik zu hören.Man muß nur die Ohren öffnen.Doch auch das soll die geschätzte Käuferschaft demnächst im Internet tun."Music on demand" heißt die Zauberformel, in der eine Menge Zweckoptimismus mitschwingt.Wer die Qualität von Musikübertragungen im Netz kennt, oder wer einmal ein fünfminütiges Stück in CD-Qualität heruntergeladen hat, weiß, daß der Download von etwa 50 MB nicht nur stundenlang den Rechner blockiert, sondern insgesamt fast so teuer wird, daß man sich auch gleich in den Plattenladen begeben kann.Dorthin gehen bekanntermaßen nicht nur Teenies, die ihr Taschengeld für die Backstreet Boys ausgeben.Daß Pop eine erwachsene und ernstzunehmende Kunstform ist, hat die nordrhein-westfälische Landesregierung rechtzeitig erkannt und die "Popkomm." entsprechend gefördert.Anders als in Berlin, wo vor zehn Jahren mit der "BID" ebenfalls eine Messe begann, die aber in den folgenden Jahren durch mangelndes Interesse des Senats verhungerte.Popkomm-Mitbegründer Dieter Gorny ist heute Geschäftsführer des Musiksenders Viva und Berater von Gerhard Schröder.In einem Interview sagte er, Pop als per se jugendlich zu betrachten, sei eine Haltung von vorgestern.Schließlich ist Mick Jagger genauso alt wie der Kanzlerkandidat der SPD. ghl

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